(DSG) – Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall – je früher Patienten die richtige Behandlung bekommen, desto größer sind ihre Chancen, bleibende Schäden zu vermeiden. In spezialisierten Einrichtungen – sogenannten Stroke Units – können sie bestmöglich versorgt werden. Wenn Kliniken im ländlichen Raum keine spezialisierten neurologischen Abteilungen haben, können telemedizinische Schlaganfallnetzwerke, Telestroke-Netzwerke genannt, eine gute Versorgung sicherstellen. Per Videokonferenz werden Schlaganfallexperten aus Neurologischen Stroke Units beratend zugeschaltet. Zur Koordination der Telestroke-Netzwerke wurde in der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) nun die Kommission „Telemedizinische Schlaganfallversorgung“ gegründet. Hier arbeiten alle derzeit 21 Telestroke-Netzwerke zusammen.
„Die Tele-Stroke-Units gewährleisten eine hochwertige Versorgung von Patienten in Krankenhäusern, die nicht selbst über neurologische Abteilungen verfügen“, sagt Professor Dr. med. Armin Grau, 1. Vorsitzender der DSG. „Rasche telemedizinisch getroffene Entscheidungen können von essentieller Bedeutung für die Patienten sein, da die schnelle Therapieeinleitung den Betroffenen hilft, die Erkrankung ohne dauerhafte Einschränkungen – wie Sprachstörungen oder Lähmungen – zu überstehen.“
Der Sprecher der Kommission, Priv.-Doz. Dr. med. Christoph Gumbinger, Oberarzt in der Neurologie und Poliklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, betont: „Durch die Einführung neuer katheterbasierter Schlaganfalltherapieverfahren sind die Bedeutung und die Anforderungen an die telemedizinische Schlaganfallakutbehandlung nochmals gestiegen.“ Deshalb tauschen sich die Telestroke-Netzwerke nun enger aus, um die Herausforderungen optimal bewältigen zu können. So verfügen beispielsweise nicht alle Einrichtungen über hinreichende technische Kapazitäten, um die notwendige schnelle Bildübertragung bereitzustellen, die für eine rasche Entscheidungsfindung so entscheidend ist. Die Strukturen in verschiedenen Bundesländern sind uneinheitlich, was die Sicherstellung der hohen Standards, die die telemedizinische Schlaganfallbehandlung erfordert, erschwert.
Ein weiteres Problem spricht Professor Dr. med. Heinrich Audebert, Direktor der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie an der Charité Berlin und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Finanzen der Kommission Telemedizinische Schlaganfallversorgung, an: „Deutschlandweit besteht ein Flickenteppich, was die Finanzierung der Telestroke-Netzwerke angeht. Trotz politischer Zusagen, die Telemedizin fördern zu wollen, existiert weiterhin eine Unterfinanzierung vieler Netzwerke.“ Eine mögliche Konsequenz daraus seien Qualitätseinbußen, da dann nur Teilaspekte des Tele-Stroke-Unit-Konzeptes umgesetzt werden könnten.
Die Mitglieder der Kommission sind sich einig, dass sie gemeinsam die telemedizinische Schlaganfallbehandlung verbessern können. Der DSG-Pressesprecher Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, gratulierte der Kommission zur Aufnahme ihrer Arbeit. „Es ist ein positives Signal, dass nun alle Telestroke-Netzwerke zusammenarbeiten, um die Chancen der Telemedizin für die Schlaganfallbehandlung in Deutschland voll auszuschöpfen, was zudem eine Vorbildfunktion für die Telemedizin insgesamt hat.“ Die telemedizinische Versorgung sollte nach Ansicht der DSG-Experten ein Wegbereiter für die flächendeckende Etablierung von Neurologischen Stroke Units auch in ländlichen Regionen sein.