(TELI) – Die Jubiläumsveranstaltung am 6. November 2019 ist eine gute Gelegenheit, um darüber zu spekulieren, wie die TELI auch in Zukunft mithelfen kann, die öffentlichen Debatten noch intensiver zu bereichern, die nach Wegen aus perfekten Problemen suchen. Perfekte Probleme sind solche, die schlimmer werden, wenn man sie zu lösen versucht.
Die enorme Technikaffinität der Gesellschaft wird überschattet, vielleicht sogar untergraben von Geschäftsmodellen und politischen Praktiken, die den Nutzen von Technik vielfach fragwürdig, ja sogar gefährlich erscheinen lassen. Es sind diese wirtschaftlichen Verwertungszwänge, die den Nährboden für Mythen, Verschwörungstheorien und sogar Lügen bilden.
Genau da sieht die TELI ihre Aufgabe, den Menschen zu helfen, über selbst gezogene Horizonte weit hinauszudenken und die Möglichkeiten von Technik, aber auch die Grenzen ihrer Verwertung aufzuzeigen.
Einst wurde die TELI als Gesprächsraum für Technikjournalisten und Pressesprecher von damals besonders innovativen Unternehmen gegründet. Doch seitdem hat sich die TELI zu einer populären Dialogplattform entwickelt, deren Mitglieder auch eigenständig wissenschaftliche und technische Fakten in Medien und der Öffentlichkeit verbreiten. Sie verliert dabei nie die kritische Würdigung neuer Entwicklungen aus den Augen. Das ist eine Rolle, die sie sich bereits vor Jahrzehnten zugedacht hat, lange vor theoretischen Überlegungen zu Technikfolgenabschätzungen (https://www.teli.de/die-teli/ziele/).
Konsequenterweise sind die Mitglieder der TELI inzwischen keineswegs nur Journalisten, Pressesprecher und Kommunikatoren, sondern auch aktive Forscher und kritische, interessierte Laien. Geschuldet ist diese Öffnung natürlich auch den dramatischen Wandlungen in der Medienwelt und in der Forschungslandschaft.
Die vier Protagonisten auf dem Podium der TELI-Jubiläumsveranstaltung am 6. November 2019 sind in den gesellschaftlichen Debatten über Wissenschaft, Forschung und Technik halb so lange aktiv, wie die TELI jetzt alt ist. Sie erfuhren, wie es dazu kam, dass die Welt mit Klimawandel, Umweltverschmutzung, steigender Armut und unbehandelten Krankheiten aus dem Ruder lief – obwohl das Wissen seit vielen Jahrzehnten allgemein bekannt und weit verbreitet ist. Aus dieser Erfahrung heraus können sie vielleicht aber auch Wege aufzeichnen, komplexe Probleme zu lösen, wobei es für komplexe Probleme eben auch keine einfachen Lösungen gibt.
Kommen Sie also zum Empfang aus Anlass des 90-jährigen Bestehens der TELI am 6. November 2019, lassen Sie sich inspirieren und lernen Sie anregende Menschen kennen – und feiern Sie mit
Jean Pütz, das prominenteste TELI Mitglied, blickt uns im aktuellen Stern aus seinem Gartenstrandkorb entgegen. Genau so, wie wir ihn 30 Jahre lang in der WDR-Hobbythek kennengelernt haben, mit Einstein-Zottelkopf und markantem Schnauzer.
Der heute 82-Jährige, mit dessen Kult-Sendung („Ich hab da mal was vorbereitet“) viele von uns wissenschaftlich-technisch sozialisiert worden sind, ist wie eh und je umtriebig wie kein Anderer.
Im Stern (#30/2019) steht er zu seinem lebenslangen Credo, authentisch zu bleiben – und in seinem Kölschen Sing-Sang seine laute Stimme gegen Öko-Missstände zu erheben. Den Diesel hält er für den effizientesten Verbrennungsmotor seit Erfindung der Dampfmaschine und viel nachhaltiger als Elektroantriebe mit der ressourcen-fressenden Akku-Technik. Die Grünen zeiht er des Wunschdenkens und einer katastrophalen Politik.
Der meinungsfreudige Mann ist einer der großen wissenschaftlich-technologischen Influencer in diesem Lande. Sein Facebook Konto, dem er täglich drei Stunden Arbeit mit neuen Debattenbeiträgen widmet, hat 40.000 Follower. „Facebook erspart mir den Psychiater“, sagt er im Stern-Interview. Wenn er die Widersprüche der Politik in sich hineinfräße, hätte er ein Problem. „Nee nee, dat muss raus!“
Seine tragende Rolle sieht er als Hofnarr. Immerhin habe er „die närrische Reifeprüfung bestanden“. „Hofnarren waren hochintelligent und befugt, dem Souverän die Leviten zu lesen. Das mache ich.“
„Dran bleiben!“, lieber Jean Pütz, rufen Ihnen die TELIaner zu. Wir brauchen mehr von Ihrem Kaliber!
Wolfgang Goede