(BZfE) – Die alle zwei Jahre stattfindende Allgemeine Nahrungs- und
Genussmittel-Ausstellung, kurz Anuga, schloss vor kurzem in Köln ihre
Tore. In diesem Jahr feierte sie ihr 100-jähriges Jubiläum. Von einer
kleinen Feinkost-Messe entwickelte sie sich zur weltgrößten Fachmesse der
Ernährungswirtschaft und Nahrungsmittelindustrie, die zehn Fachmessen
unter einem Dach vereint. Klassische Staatenschauen, die das Bild der Anuga
lange prägten, haben sich damit überholt. Mit über 170.000 Fachbesuchern
aus 201 Ländern und rund 7.500 Ausstellern aus 106 Ländern erzielte die
Messe neue Bestmarken.
„Jährlich kommen allein in Deutschland über 40.000 Produkte neu auf den
Markt“, so Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Keine andere
Branche sei so innovativ wie die Ernährungsindustrie. Aus seiner Sicht
gewinnt das Thema Nachhaltigkeit eine neue Dimension bei Lebensmitteln,
wobei er einen Zielkonflikt zwischen Verpackungsreduktion, Kampf gegen
Lebensmittelverluste und Lebensmittelsicherheit sieht.
Aus Sicht von Friedhelm Dornseifer, Präsident des Bundesverbandes des
Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) hat die Messe die Zukunftsthemen der
Branche mit der aktuellen politischen Debatte verknüpft, was den Einfluss
von Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln auf Umwelt
und Klimawandel betrifft. Was den Handel angeht, so sieht Dornseifer die
Zukunft digital: „Die Kunden werden mehr und mehr zu ‚Omni-Shoppern‘.
Sie erwarten ein vernetztes Einkaufserlebnis, in dem stationärer Handel,
Online-Medien und die Nutzung mobiler Geräte verschmelzen. Die Konsumenten
werden weiterhin in die Geschäfte kommen, um Lebensmittel mit allen Sinnen
einzukaufen.“
Messen dieser Größenordnung sind ein „Seismograph“ für
Produktinnovationen, aktuelle Trends und visionäre Konzepte für die
Ernährung der Zukunft. Sie sind auch eine ideale Plattform für
Startup-Unternehmen.
Was kommt, was bleibt, was ist neu?
Weiterhin weltweit im Auftrieb sind Bio-Produkte. Der Trend zu
pflanzenbasierter Ernährung wird nicht nur durch Vegetarier und Veganer
befeuert, sondern auch von vielen Verbrauchern, die ihren Fleisch- und
Milchprodukte-Konsum reduzieren möchten. Zunehmend stehen zudem die
Transparenz und Nachverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette im Fokus.
Auch Produkte mit dem Hinweis „Fair Trade“ bleiben ein Wachstumsmarkt.
Immer mehr Verbraucher achten auf „Frei von“-Label, hauptsächlich
gluten- und laktosefrei. Auch der Hinweis, „ohne Gentechnik“ gewinnt an
Bedeutung; in den vergangenen Jahren hat hier Nordamerika Europa als
führende Marktregion abgelöst. Eine wachsende Nachfrage verzeichnen auch
Halal-Produkte und koschere Produkte.
Am Ende des Tages mag sich der kritische Verbraucher fragen, ob wir
jährlich 40.000 neue Produkte brauchen. Oder ob es nicht wichtiger ist,
Lebens- und Genussmittel ressourcenschonend zu erzeugen/produzieren, zu
transportieren, für alle Marktbeteiligten zu fairen Konditionen und mit
Inhaltsstoffen, die unserem Wohlbefinden dienlich sind. Die diesjährige
Anuga zeigte hierfür, wie auch in den vergangenen Jahren, deutliche
Ansätze.
Rüdiger Lobitz