Honigbienen mit erstaunlicher Merkfähigkeit

Würzburg (pte/29.03.2005/11:21) – Wissenschaftler der Bayerischen
Julius-Maximilians-Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de
haben in einer Reihe von Experimenten nachgewiesen, wie intelligent
Honigbienen sind. Wenn in Verhaltensexperimenten Zuckerlösungen als
Belohnung winken, offenbaren die Tiere ihre erstaunliche
Leistungsfähigkeit. Düfte, Farben und Muster prägen sich im Gedächtnis
von Honigbienen ein, berichten die Forscher in der jüngsten Ausgabe des
Wissenschaftsmagazins PNAS http://www.pnas.org . Dabei können die
Insekten nicht nur einzelne optische Muster wieder erkennen, sondern
sich auch Kombinationen merken.

Das Erstaunlichste an den Ergebnissen der Forscher um Fiola Bock und
Jürgen Tautz vom Biozentrum der Uni Würzburg
http://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de war aber die Entdeckung, dass
die Bienen in der Lage waren, das Gelernte zu verallgemeinern und in
Situationen anzuwenden, denen sie vorher noch nie ausgesetzt waren.

Die Forscher hatten die Versuchstiere durch einen mehrere Meter langen
Tunnel fliegen lassen, dort trafen sie auf eine Querwand mit einem
blau-weiß-quergestreiften Muster und einem Durchflugloch in der Mitte.
Dahinter folgte eine weitere Wand mit blau-weißen Längsstreifen. Am
Ende des Tunnels schließlich fanden die Bienen beide Muster wieder,
wobei hinter dem zuerst gesehenen Muster eine Zuckerlösung als
Belohnung auf sie wartete. Die Tiere mussten nun den Tunnel mit dieser
Musteranordnung mehrmals durchfliegen. Dabei lernten sie bald, hinter
welchem Muster es die Belohnung gab. In weiteren Experimenten
veränderten die Forscher die Versuchsbedingungen. Sie ersetzten die
inzwischen bekannten Muster durch andere, bisher unbekannte. Dabei
konnten sie feststellen, dass die Tiere die zuvor gelernte Lektion
verallgemeinern konnten: Sie suchten ihre Belohnung immer hinter dem
Muster, das im Tunnel zuerst auftauchte.

Der "Arbeitsspeicher" des Bienengehirns bleibt etwa fünf Sekunden lang
mit den letzten Erlebnissen geladen. Wenn die Tiere einmalig ein
optisches Muster zu sehen bekamen, so erkannten sie es wieder, wenn es
innerhalb von fünf Sekunden erneut auftauchte. Diese Zeitspanne reicht
aber offenbar aus, um hoch komplexe Aufgaben wie die Tunnelflüge zu
bewältigen, berichten die Wissenschaftler. Diese Fähigkeiten Wissen zu
erwerben und dann anzuwenden wird in der Humanforschung mit den
Methoden der Lern- und Kognitionspsychologie beschrieben.

"Eine Übertragung dieser Konzepte und Experimente auf Tiere hat
ergeben, dass unsere nächsten Verwandten, die Affen, nahezu alles
leisten können, was für Menschen bekannt ist", erklärt Tautz. Auch die
konsequente Anwendung der Lern- und Kognitionskonzepte auf Insekten
habe Erstaunliches zu Tage gefördert. Offensichtlich scheine die Kluft
zwischen den geistigen Fähigkeiten von höheren Wirbeltieren und
Insekten also kleiner zu sein, als man es zunächst vermuten könnte,
berichten die Experten.