Sexuelle Täuschung erhöht die Zahl potenzieller Partner

Insektenkundler entlarven Flirt-Strategie tricksender Männchen


Dresden (pte/17.03.2005/15:50) – Um ihre Paarungschancen zu erhöhen nutzen viele Insektenmännchen einen raffinierten Trick: Denn die Männchen tun einfach so, als wären sie Weibchen. Diese überraschende Erkenntnis gab die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft http://www.bba.de bei der derzeitig stattfindenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie (DGaaE) http://dgaae.de bekannt. „So etwas war bei Insekten bisher nicht bekannt“, erklärte Joachim Ruther vom Institut für Biologie der Freien Universität Berlin http://www.biologie.fu-berlin.de .


Den neuen Erkenntnissen zufolge senden die Männchen den Duft paarungswilliger Weibchen aus und führen so ihre Konkurrenten an der Nase herum. Die Forscher konnten dieses Verhalten bei den Lagererzwespen nachweisen, die ihre Nebenbuhler bereits im Puppenstadium täuschen und somit noch bevor sie als fertige Männchen schlüpfen.


Die schwarzen Lagererzwespen (Lariophagus distinguendus) sind ein bis zwei Millimeter groß und eigenen sich zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Die Weibchen legen ihre Eier in Getreidekörner, die von Käferlarven befallen sind. Die schlüpfenden Erzwespenlarven fressen dann die Schädlingslarve. Wenn nach der Verpuppung die Weibchen schlüpfen, senden sie ein Sexualpheromon aus, das bei den Männchen das Balzverhalten auslöst.


Die Forscher konnten nun zeigen, dass auch die sich in den Körnern entwickelnden Männchen diesen sexuellen Lockstoff produzieren. Ihre bereits geschlüpften Konkurrenten hocken dann erwartungsvoll auf diesen Getreidekörnern und warten auf das vermeintliche Weibchen, das sich dann als Männchen entpuppt. Ein genialer Schachzug, denn die Wissenschaftler nehmen an, dass sie so ihre Nebenbuhler von der Suche nach den richtigen Weibchen abhalten und ihre eigenen Paarungschancen erhöhen.