Lächeln baut Stress ab

Psychologe: Gesichtsausdruck verändert Körper weitreichend
 
Lächeln: Erste Hilfe, wenn der Druck zu groß wird (Foto: Flickr/Filippi)

Lawrence/Wien (pte013/01.08.2012/13:30) – Stress kann man weglächeln – selbst dann, wenn man lieber das Gegenteil machen würde. Dass dies stimmt, zeigen Forscher der University of Kansas http://ku.edu im Fachblatt "Psychological Science". "Mimik und Emotion sind nicht zu trennen. Wer es schafft, über Anstrengendes zu lachen, überwindet viel eher die Engstirnigkeit und Verbissenheit, die Stress oft verursacht. Zudem ist Lachen gesund", betont Gerhard Klicka-Gabriel vom Berufsverband österreichischer Psychologen http://boep.or.at , im pressetext-Interview.

Gute Miene zum Multitasking

Wer sich gut fühlt, lächelt. Der Ratschlag "auf die Zähne beißen und lächeln" suggeriert, dass auch das Umgekehrte zutrifft. Um die Frage nach gesundheitsrelevanten Effekten wissenschaftlich zu klären, testeten die US-Psychologen 169 Studenten. Sie sollten chinesische Essstäbchen mit dem Mund fixieren – eine Gruppe in der Form, dass dabei ein neutraler Gesichtsausdruck entsteht, eine zweite Gruppe in einer Lächel-Variante. Jedoch nur eine weitere, dritte Gruppe wiesen die Forscher explizit an, dabei zu lächeln.

Gleichzeitig zur Mimik-Aufgabe gab es zwei andere, schwierige Anweisungen: Es galt, mit der nicht-dominanten Hand einen rasenden Stern auf einem gespiegelten Bildschirm zu verfolgen, während die andere Hand in eiskaltes Wasser getaucht wurde. Um unterschiedliche Reaktionen auf die Mimik zu messen, erhoben die Forscher den Herzschlag der Probanden und ließen sie angeben, wie viel Stress sie beim Multitasking empfunden hatten.

Puls-Senker

Lächeln beeinflusst den Körper deutlich, so das Ergebnis. Die lächelnden Versuchspersonen wiesen nach der Erholung von der herausfordernden Aufgabe einen niedrigeren Puls auf als mit neutralem Gesichtsaudruck. Die besten Auswirkungen stellten die Forscher allerdings bei jenen fest, die bewusst ein sogenanntes "Duchenne-Lächeln" zeigten: Bei dieser Variante ziehen sich nicht nur die Mundwinkel nach oben, sondern auch die Augenmuskulatur wird aktiv und lässt die typischen kleinen Fältchen entstehen.

"Wer im Stau oder in einer anderen Stresssituation gefangen ist, sollte kurz bewusst lächeln. Das hilft nicht nur, die Intensität des Stresserlebens zu lindern, sondern kommt auch dem Herzen zugute", schlussfolgert Studienleiterin Sarah Pressman. Klicka-Gabriel verweist hingegen auf gängige Sprichwörter. "Wer über Schwieriges lachen kann, geht gut damit um. Der Ratschlag ‚Nimm’s leicht‘ hat seine Berechtigung, und auch die Bezeichnung Chinas als ‚Land des Lächelns‘ deutet auf gute Stresskultur."