Schnellere Früherkennung bei Alzheimer

Neue Substanz verkürzt bildgebende Untersuchung bei früher
Alzheimer-Erkrankung erheblich

Wissenschaftler der Forschungsstelle Leipzig des Helmholtz-Zentrums
Dresden-Rossendorf (HZDR, Institut für Radiopharmazie) treiben die
Früherkennung der Alzheimer-Krankheit mithilfe der
Positronen-Emissions-Tomographie voran. Sie haben eine radioaktiv
markierte Substanz auf Basis einer in südamerikanischen
Pfeilgiftfröschen vorkommenden Verbindung entwickelt, welche die
Untersuchungszeit von Patienten, die an dieser meist verbreiteten Form
von Demenz erkrankt sind, erheblich verkürzt. Seit Neuestem können die
Forscher die benötigten radioaktiven Ausgangsstoffe selbst in einem
eigenen Teilchenbeschleuniger herstellen. Er wurde am heutigen Dienstag,
dem 15.11.2011, durch die Sächsische Wissenschaftsministerin Prof.
Sabine von Schorlemer eingeweiht.

Mit der an der Forschungsstelle Leipzig des HZDR entwickelten Substanz
[Fluor-18]Flubatine lässt sich die Abnahme der Nikotinrezeptoren im
Gehirn feststellen. Die nach ihrer Fähigkeit zur Anlagerung von Nikotin
benannten Rezeptoren binden den Botenstoff Acetylcholin. Dieser sorgt im
gesunden Hirn dafür, dass Informationen zwischen den Nervenzellen
weitergeleitet werden ein Vorgang, der bei Alzheimer-Patienten immer
mehr zum Erliegen kommt. Die Alzheimer-Forschung geht davon aus, dass
die Anzahl der Nikotinrezeptoren bereits in der Anfangsphase der
Erkrankung abnimmt. Die Rezeptoren eignen sich daher ideal als
Zielstrukturen für die Früherkennung von Alzheimer-Demenz mithilfe der
Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

Bisher wird die Alzheimer-Demenz mit klinischen Tests, z.B. zur Leistung
des Gedächtnisses, nachgewiesen; eine absolut sichere Diagnose ist nur
durch Gewebeuntersuchungen nach dem Tod möglich. Dabei könnte die
PET-Bildgebung, die bereits sehr erfolgreich zur Krebsdiagnose
eingesetzt wird, auch die Diagnostik von Alzheimer-Demenz wesentlich
voranbringen. Um Patienten mit PET zu untersuchen, werden ihnen
radioaktiv markierte Substanzen (Radiopharmaka) gespritzt. Das von den
Leipziger Forschern entwickelte Präparat basiert auf einer in
Pfeilgiftfröschen gefundenen toxischen Verbindung, die stark an die
Nikotinrezeptoren bindet. Wir haben sie so verändert, dass sie nicht
mehr giftig ist, so Prof. Peter Brust, Leiter der Abteilung
Neuroradiopharmaka in der Forschungsstelle Leipzig des HZDR. Die
Substanz reichert sich speziell nur an den Nikotinrezeptoren im Gehirn
an und führt dort zu Wechselwirkungen mit dem Gewebe, die sich mittels
PET messen lassen. So lässt sich feststellen, ob die Anzahl der
Rezeptoren abgenommen hat.

Dies belegt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
geförderte Patientenstudie, die gegenwärtig an der Klinik und Poliklinik
für Nuklearmedizin der Universität Leipzig unter Leitung von Prof. Osama
Sabri in Kooperation mit dem HZDR durchgeführt wird. Die neu entwickelte
Substanz Flubatine ermöglicht es aufgrund besserer biologischer
Eigenschaften, die Rezeptordichte schneller als bisher zu messen. Die
Untersuchungszeit gegenüber einem vergleichbaren, bisher eingesetzten
Radiopharmakon verringert sich für die Patienten dadurch erheblich von
etwa sieben auf weniger als 1,5 Stunden eine weitaus geringere
Belastung für die zumeist älteren Betroffenen.