Eine der größten Erfindungen unserer Zeit ist die Kalt-Lichterzeugung durch Licht emittierende Halbleiter. Dabei wird der Natur ein Schnippchen geschlagen. Auf energiesparender Weise werden Elektronen im Atommolekül auf eine höhere Bahn gepumpt, beim herunter fallen geben sie ein Photon ab. Dabei entsteht kontinuierliches Licht, weil Trillionen von Atomen angeregt werden. Mittlerweile gibt es auch organische emittierende Dioden, die es ermöglichen, große Flächen zu beleuchten. Was bisher kaum berücksichtigt wurde, sind die Nebenwirkungen und Risiken. Durch die billige Art der Lichterzeugung entsteht eine Lichtdurchflutung aller Bereiche, die in der Technologiefolgenabschätzung ernste Konsequenzen für die Natur hat. Allenthalben wird zurecht das Insektensterben beklagt. Doch keiner denkt daran, dass diese Lichtverseuchung erheblich daran beteiligt ist. Man braucht nur in der Nacht bei klarem Himmel über die Industrieländer zu fliegen, fast nirgendwo gibt es Flecken, die nicht vom künstlichen Licht erfasst werden. Das ist meines Erachtens genau so dramatisch wie die Erderwärmng.
In der Nachkriegszeit hat Claude Lévi-Strauss ein Buch unter dem Titel ‚Traurige Tropen‘ verfasst. Er wurde damit zum Pionier des Umweltschutzes. Allerdings beschrieb er damals u. a. die schrecklichen Konsequenzen des DDTs, das sich nicht nur in den Insekten anreicherte, sondern auch im Fettgewebe der Menschen, die es fleißig in den aufkommenden Spraydosen gegen die ‚lästigen‘ Stechmücken verwendeten. Aber auch alles andere an Kleingetier wurde damit gekillt. In den 70er Jahren wurde es nach langer Diskussion verboten. Ich vergleiche das heute mit der Auseinandersetzung um das Glyphosat. Allerdings ist dies ein Unkrautvernichtungsmittel, welches vielen Insekten die Nahrung entzieht.
Wie sich die Zeiten gleichen. Das gilt in ähnlicher Weise auch für die Umweltverschmutzung durch Licht, das den irritierten Insekten das Leben schwer macht.
Jean Pütz