Telefonieren via Internet

So telefonierte man früher:

Sicher kennen Sie noch aus Ihrer Kindheit die sogenannten Dosentelefone. Die bestehen meist aus zwei Konservendosen, die über eine straff gespannte Schnur verbunden sind. Spricht man in die Dose hinein, wird der Dosenboden in Schwingung versetzt. Diese Schwingungen pflanzen sich dann als Wellen entlang der Schnur fort. Das führt wiederum an der entfernten Dose zu hörbaren Schwingungen.

Das Prinzip der Sprachübertragung durch Schwingungen führte 1860 zum ersten Telefon. Nicht aber etwa durch den Schotten Graham Bell, sondern durch den US-Italiener Antonio Meucci. Die Erfindung wurde ihm aber erst im Jahre 2002 posthum zuerkannt. Seitdem gilt Bell immerhin als Entwickler des ersten allgemein brauchbaren Telefons.

Wie auch beim Dosentelefon brachten Schallwellen zunächst eine Metallmembran zum Schwingen. Im Bell’schen Apparat wurden diese Schwingungen jedoch mit Hilfe eines Magneten und einer Spule in elektrische Impulse umgewandelt. Diese Signale wurden dann über eine Drahtverbindung zum weit entfernten Empfängertelefon weiter geleitet. Das dort entstehende Magnetfeld brachte schließlich eine Lautsprechermembran zum Schwingen.

Fortschrittlicher war da schon das berühmte W 48 aus den 1940er Jahren. Das Gehäuse bestand aus Bakelit, die Technik basierte bereits auf kompakten Lautsprecher- und Mikrofonkapseln.

Kaum zu glauben, bis heute telefoniert man bei Verwendung von Analogtelefonen – zumindest etappenweise – nach dem ursprünglichen Prinzip:

Die Sprache läuft zunächst in Form von Schwingungsimpulsen durch ein zweiadriges Kupferkabel. Erst in einer Vermittlungsstelle wird eine Analog-Digital-Wandlung vorgenommen. Das Telefongespräch wird dann als digitaler Datenstrom zur Vermittlungsstelle des Empfängers übertragen. Das geschieht bereits mehr und mehr über Satellit oder Glasfaserleitungen. Hat der Empfänger einen analogen Anschluss, werden die digitalen Signale wieder in analoge gewandelt.

Im Falle eines ISDN-Telefons wird die Sprache bereits im Telefon digitalisiert. Hier findet also die gesamte Kommunikation auf digitalem Wege statt. Dadurch lassen sich mehr Informationen durch die Kabel jagen als es das analoge Netz erlaubt. Man spricht hier von einer höheren Datenübertragungsrate oder auch Bandbreite. Vorteil: Mit einem ISDN-Anschluss kann man z.B. zwischen zwei Gesprächen hin und her springen oder Anklopfen. Außerdem wird auf dem Display schon während des Klingelns die Nummer des Anrufers angezeigt.

Deutsches Telefonmuseum:

Wer sich für die Technik des Telefonierens seit dem "Fräulein vom Amt" bis heute interessiert, sollte einmal einen Abstecher zum Deutschen Telefonmuseum in Morbach/Hunsrück einplanen. (s. Informationsquellen.)
Die frei zugänglichen Geräte, 1300 an der Zahl, regen den Besucher zum Anfassen und Begreifen, aber auch zum Erinnern und Nachdenken an.
Besonderen Wert wird auf die Kombination der jeweiligen Apparate mit den zeitlich zugehörigen Vermittlungseinrichtungen gelegt, an die viele der ausgestellten Exponate funktionsfähig angeschlossen sind.
Highlight: Das erste Bildtelefon aus dem Jahre 1973.
1995 hat das Deutsche Telefonmuseum in Morbach sogar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde (Informationsquellen) geschafft.

Plaudern per Päckchen:

Bei der herkömmlichen Telefonie war es so, dass bei Gesprächen im Festnetz immer eine eigene Leitung benötigt wurde. Diese Leitung bleibt auch dann bestehen, wenn diese – z.B. in Gesprächspausen – gar nicht genutzt wird. Dadurch werden riesige Mengen an Übertragungskapazitäten verschenkt.

Das Telefonat der Zukunft wird nicht mehr über eine exklusiv geschaltete Leitung geführt, sondern per "Voice over IP". Das heißt soviel wie: "Stimme über das Internet".

Dazu wird die Sprache zunächst wie üblich von analoge in digitale Signale verwandelt. Anders als bei der herkömmlichen Telefonie werden überflüssige Signale eliminiert. Der Rest in Pakete gebündelt und per Internet übertragen. Ähnlich wie bei Emails. Damit die Pakete auch beim Empfänger ankommen, werden sie mit einer Adresse versehen. So können sich viele Pakete die Datenautobahn teilen. Das entlastet die Leitungen. Am Ziel werden die Pakete wieder zusammen gesetzt und als Sprache über den Hörer ausgegeben.

Voraussetzung für Internet-Telephonie ist zunächst eine schnelle digitale Datenverbindung, also mindestens DSL bzw. DSL 2000.

Im elegantesten Fall lässt sich mit dem vorhandenen Festnetztelefon via Internet telefonieren. Frei nach dem Motto: Aus Alt mach Neu.
Dazu wird das Telefon über einen Adapter und einen Router (Bezugsquellen) an das DSL-Modem angeschlossen.
Der Adapter macht aus einem analogen Telefon ein digitales. Mit Hilfe des Routers kann auch während eines Internet-Telefonats im PC gesurft werden.

Ideal ist eine Internet-Telefonbox (FRITZ!Box), die Adapter, Router und Modem vereint.
Wer also weiterhin mit seinem Lieblingstelefon telefonieren möchte, ist mit dieser Lösung am Besten bedient.

Ein spezielles Internet-Telefon (Bezugsquellen) ist Analog-Telefon und Adapter in einem. Hier benötigt man lediglich Router und Modem. Bei einigen Modellen muss man auch nicht auf eine schnurlose Verbindung verzichten.

Neueste Geräte (FRITZ!Fon) integrieren gleichzeitig Telefon, Adapter, Router und Modem. Zum Surfen im Internet wird daran auch der PC angeschlossen.

Internet-Handys auf Wireless-Basis (WLAN) finden über öffentliche Hotspots den Weg ins Internet. Neben Problemen bei der Reichweite sind vor allem die hohen Anschaffungskosten (ab 150 €) noch nicht angemessen.

Eine ganz andere Methode ist Internet-Telefonie per Computer, auch als "Software-Telefonie" bezeichnet. Denn außer einem PC bzw. Laptop mit DSL-Zugang und Soundkarte, benötigt man lediglich eine Telefon-Software, z.B. vom Anbieter "Skype". Diese lässt sich kostenlos unter www.skype.com herunter laden.

Zum "Skypen", wie es neudeutsch heißt, erhält jeder Teilnehmer eine persönliche Internet-Telefon-Nummer oder einen Benutzernamen. Damit kann man dann ortsunabhängig und weltweit telefonieren. Selbstverständlich auch ins Fest- und Handynetz.
Wie das geht? Einfach Gesprächsteilnehmer auswählen und auf das grüne Hörersymbol klicken. Kommuniziert wird per integriertem Lautsprecher und Mikrofon oder über ein Headset. Hier haben sich die Produkte von Logitech bewährt.

TechniSat hat das preiswerte TechniFon entwickelt. Es wird einfach per USB an den PC angeschlossen. Dank integrierter Soundkarte und Wähltastatur wird "Skypen" zum reinen Vergnügen.

Fazit: Telefonieren via PC eignet sich vor allem für denjenigen, der oft online ist. Natürlich muss der PC ständig laufen, was aber auch Vorteile hat, z.B. bei der Video-Telefonie.
Dazu müssen beide Teilnehmer einfach eine kleine Web-Kamera (Logitech) am Bildschirm befestigen. So kann man seinen Gesprächspartner am anderen Ende der Welt sehen.

Der TechniTipp:

Zum Schluss wie immer mein persönlicher TechniTipp: Um den Festnetzanschluss jetzt gleich zu kündigen, ist es sicher noch zu früh. Das Internet-Telefon-Netz ist noch vergleichsweise unsicher und störanfällig. Auch die Sprachqualität lässt zur Zeit noch zu wünschen übrig und erreicht nur Mobilfunkqualität. Sicher nicht unwichtig: Die Notrufnummern 110 und 112 sind per Internet nicht erreichbar.

"Telefonieren für 0 Cent", wie es oft heißt, können nur Nutzer desselben Anbieters. Für Telefonate ins Fest- und Handynetz zahlt man drauf. Nicht zu vergessen: Es kommen noch Grund- und DSL-Gebühren hinzu.
Quasselstrippen sind in jedem Fall mit einer Flatrate bzw. Komplettpaketen am besten bedient.
Mein Tipp: Vorerst zweigleisig telefonieren. Man kommt in den Genuss von Preisvorteilen und kann zur Not immer noch auf das gute alte Festnetz ausweichen.

Text, Idee & Experimente: Horst Minge