"Selbstkontrolle allein genügt hier nicht"
Köln (pte/29.11.2007/13:50) – Deutschlands Psychotherapeuten machen sich für ein gesetzliches Verbot von so genannten Killerspielen stark. In einer Aussendung fordert die Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG) http://www.gwg-ev.org Computerspiele vom Markt zu verbannen, in denen Jugendliche für das Töten und Foltern von Menschen belohnt werden. Laut GwG würden solche Games zunehmend verharmlosend vermarktet und unter dem Deckmantel des Begriffs "Medienkompetenz" angepriesen. "Die Forderung für ein Verbot baut auf Erfahrungen aus der Praxis der Therapeuten sowie aus schulpsychologischen Einrichtungen auf. Wir stehen hier vor einem komplexen Thema und wenngleich ein negativer Zusammenhang zwischen Killerspielen und dem Verhalten von Kindern nicht schwarz auf weiß nachgewiesen ist, so zeigt sich doch, dass diese Spiele zuallererst das Mitgefühl töten", erläutert Ursula Reinsch, Pressesprecherin der GwG, im Gespräch mit pressetext.
Vor allem auf jüngere Kinder hätten gewaltverherrlichende Games einen deutlichen Einfluss. Besonders Jungen sind den Psychotherapeuten zufolge davon betroffen und verhalten sich infolge aggressiv und gleichgültig gegenüber sozialen Regeln des menschlichen Miteinanders. Ein Verbot von Killerspielen sei deshalb notwendig, damit der Grundkonsens einer humanen Gesellschaft erhalten bleibt, so die Ansicht der GwG. "Wir wollen ein Verbot für die Herstellung und den Vertrieb solcher Spiele erreichen. Natürlich kann das allein die Problematik nicht lösen, aber wir sehen das als ersten Schritt", so Reinsch. Es gebe in Deutschland zwar entsprechende Gesetzesgrundlagen, die gewaltverherrlichende Inhalte verbieten, diese würden aber nicht ausreichend umgesetzt. Viele Computerspiele würden nicht entsprechend von der USK geprüft. "Selbstkontrolle allein genügt hier einfach nicht", meint die GwG-Vertreterin gegenüber pressetext.
Killerspiele seien wie Landminen für die Seele, so auch die Ansicht der Hochschuldozentin Elke Ostbomk-Fischer. "Die Medienverwahrlosung junger Menschen hat in den vergangenen Jahren ein derart erschreckendes Ausmaß erreicht, dass die politisch Verantwortlichen umgehend handeln müssen", sagt Ostbomk-Fischer. Die GwG kritisiert auch, dass der Begriff "Medienkompetenz" zunehmend von den Spieleherstellern vereinnahmt werde und Konzerne Forschungsprojekte in diesem Bereich finanzieren. Daher sei es wichtig, den Kindern heute eine "Medienbildung" zukommen zu lassen, die auf der Basis ethischer Konventionen der Menschenrechte geschehe.
Laut dem Psychotherapeuten und Bundesgeschäftsführer der GwG Karl-Otto Hentze entstehen viele Probleme auch daraus, dass die Eltern häufig überfordert und angesichts der medialen Übermacht zunehmend hilflos sind. "Oft werden sie von ihren Kindern als rückständig abgekanzelt, wenn sie auf entsprechende Geschenkwünsche skeptisch reagieren", meint Hentze. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit warnen die Vertreter der GwG davor, sich von Kindern dazu überreden zu lassen, Killerspiele zu kaufen. Neben der Forderung nach einem gesetzlichen Verbot weisen die Psychotherapeuten auch auf die Verantwortung der Erziehungsberechtigten hin. "Die Eltern müssen in erster Linie mit den Kindern im Gespräch bleiben und dürfen die Augen nicht verschließen. Aus psychologischer Sicht empfiehlt es sich, die betreffenden Games zunächst einmal gemeinsam mit dem Kind bis zum Ende durchzuspielen", erklärt Reinsch im pressetext-Gespräch. Danach könne man konkret über die Inhalte sprechen, was unbedingt auf einer erzieherisch vernünftigen Ebene geschehen müsse.