Die Säure der Makrophagen scheint dem Human-Immunschwäche-Virus das Leben nicht so schwer zu
machen, wie bisher angenommen. Anstatt sauer zu reagieren oder ein saueres Gesicht zu ziehen, gelingt
es diesem Virus mit sauerem Schweiß saure pH-Werte verschiedener Zellsegmente der
Immunsystemzelle zu verändern. Diese Strategie des Virus, sich in Ruhe in Makrophagen anzusiedeln
und zu vermehren, wurde von den Forschern des CNRS, des Curie Instituts und des Pasteur Instituts
untersucht.
Das HIV-Virus zielt auf zwei Zelltypen des Immunsystems ab: auf die CD4 T Lymphozyten und die
Makrophagen. Die Vermehrung des Virus in den CD4 Lymphozyten fuhrt zu ihrer Zerstörung, wodurch
die Makrophagen widerstandfähiger werden und somit die schnelle Ausbreitung der Erkrankung
ermöglichen. Auf diese Weise bilden diese Zellen einen idealen Virusspeicher, infolgedessen die
antivirale Behandlung ein saueres Stuck Arbeit bedeutet.
Da eine der wichtigsten Aufgaben der Makrophagen darin besteht, die Mikroorganismen durch
Phagozytose aufzunehmen und mittels Enzymen zu "verdauen", hat das Forschungsteam sich mit der
Frage beschäftigt, wie das HIV den Vernichtungsmechanismus dieser "Fresszellen" Überleben konnte.
Eine Akkumulierung (Aufhäufung) von Viruspartikeln in gewissen Segmenten der Makrophagen hat das
besondere Interesse der Forscher erregt. Normalerweise sind die pH-Werte dieser Zellsegmente sauer, um
den Abbauenzymen zu ermöglichen, operationsfähig zu bleiben. Jedoch haben pH-Messungen ergeben,
dass diese sauren Bedingungen vom Virus zu seinen Gunsten modifiziert werden können, um sich in
Ruhe zu vermehren, ohne von Enzymen "belästigt" zu werden. Diese Veränderungen betreffen nur die
Segmente, die Viruspartikel enthalten, und scheinen die anderen Segmente der infizierten Makrophagen,
die keine Viruspartikel oder -proteine aufweisen, nicht zu berühren.
Somit tragen diese Forschungsarbeiten zur Identifizierung neuer potentieller Therapieansatze bei, um mit
deren Hilfe Zugriff auf den Virusstock innerhalb des Makrophagen zu erhalten. Dann wird das HIV in
den saueren Apfel beissen müssen.
Kontakt: Dr. Philippe Benaroch, Leiter der "Immunitat und Krebs" Einheit (Inserm U653-Curie
Institut)
_ 26 rue d’Ulm 75248 Paris Cedex 05
@ philippe.benaroch@curie.fr