Tödliche Geheimnisse der Spanischen Grippe enthüllt

Gen RIG-1 spielt eine entscheidende Rolle

Winnipeg (pte/18.01.2007/09:05) – Wissenschafter des National
Microbiology Laboratory http://www.nml-lnm.ca/ haben das Grippevirus
neu erschaffen, dem 1918 rund 50 Mio. Menschen zum Opfer gefallen sind.
So wurde die direkte Erforschung seiner tödlichen Wirkung ermöglicht.
Die Lungen der mit dem Virus infizierten Affen wurden innerhalb von
Tagen zerstört, nachdem ihr Immunsystem extrem reagierte. Bisher waren
die Ursachen für die Tödlichkeit der Spanischen Grippe nicht
vollständig erforscht. Das Team um Darwyn Kobasa geht davon aus, dass
ein menschliches Gen eine Erklärung für die extreme Virulenz dieses
Virus liefern kann. Die Wissenschafter hoffen, damit einen Beitrag zur
Bekämpfung einer möglichen Pandemie leisten zu können.

Trotz der großen Anzahl der Todesopfer konnten die Forscher aus Gründen
der Haltbarkeit auf keine Gewebeproben ursprünglich infizierter
Patienten zurückgreifen. Daher exhumierten sie ein Grippeopfer, das im
Permafrost Alaskas begraben war. Anschließend extrahierten sie das für
die Erkennung der Struktur des H1N1-Virus erforderliche genetische
Material. In einem Labor mit höchster Biosicherheit wurde in der Folge
ein voll funktionsfähiges Virus rekonstruiert und Makaken damit
infiziert. Die Forscher schreiben in Nature http://www.nature.com/ ,
dass die Ergebnisse dieses Versuches verblüffend waren. Symptome traten
innerhalb von 24 Stunden nach dem Kontakt mit dem Virus auf. Die
folgende Zerstörung des Lungengewebes war so umfassend, dass die Affen
wenige Tage später eingeschläfert werden mussten. Sie wären sonst in
ihrem eigenen Blut ertrunken.

Diese Ergebnisse entsprechen jenen infizierter Mäuse einer früheren
Studie und sind den bei menschlichen Patienten beschriebenen Symptomen
sehr ähnlich. Kobasa verteidigte laut BBC die Entscheidung eines der
gefährlichsten Viren in der Geschichte der Menschen wieder neu zu
erschaffen. "Diese Forschungen liefern einen wichtigen Beitrag zur
Auflösung des Rätsels um das Virus von 1918, helfen uns Grippeviren und
ihr Potenzial für eine mögliche Pandemie besser zu verstehen." Es ist
nicht das Virus, das die Schädigung der Lungen direkt verursacht,
vielmehr ist es die Reaktion des Körpers auf die Infektion. Proteine
des Immunsystems, die infiziertes Gewebe schädigen können, wurden nach
einer Infektion mit H1N1 in viel größerer Menge nachgewiesen als bei
der Ansteckung mit anderen Viren.

Analysen an der University of Wisconsin-Madison http://www.wisc.edu/
ergaben, dass das Gen RIG-1, eine Schlüsselkomponente des Immunsystems,
eine Rolle zu spielen scheint. Die Werte des von diesem Gen
hergestellten Proteins waren bei mit H1N1 infiziertem Gewebe niedriger.
Dieser Umstand legt nahe, dass das Virus dieses Gen blockieren und
damit die Abwehrmechanismen des Immunsystems zu extremen Reaktionen
bringen konnte. Auch das Vogelgrippevirus H5N1 verfügt über die
Fähigkeit die Immunreaktionen des Körpers zu verändern.