New York/Geesthacht (pte/12.07.2006/10:00) – Bis vor kurzem wurden
"Freak Waves", gigantische individuelle Wellen die plötzlich aus dem
Nichts entstehen, noch als Märchen abgetan. In den vergangenen Jahren
haben verschiedene wissenschaftliche Forschungen sowie Wahrnehmungen
mit Radarsatelliten der ESA http://www.esa.int jedoch nachweisen
können, dass Freak Waves viel häufiger vorkommen und viel schädlicher
sind, als bis jetzt angenommen wurde, wie die New York Times in ihrer
aktuellen Ausgabe berichtet. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wird
jetzt ihr Ursprung erforscht.
Noch vor einigen Jahren zeigten mathematische Modelle, dass
Riesenwellen statistische Unwahrscheinlichkeiten sind, die nur alle
10.000 Jahre vorkommen. Als im Jahre 1995 eine Nordsee-Bohrinsel von
einer 26 Meter hohen Freak Wave getroffen wurde, und ein
meereskundliches Forschungsschiff fünf Jahre später vor der Küste von
Schottland Wellen von über 29 Meter messen konnte, zweifelte jedoch
niemand mehr an der Existenz dieses Phänomens.
Im Rahmen des EU-Projektes "MaxWave"
http://w3g.gkss.de/projects/maxwave/ wurden zwischen 2001 und 2003
30.000 Radarbilder, die in insgesamt drei Wochen aufgenommen worden
waren, analysiert und bewertet. "In diesen drei Wochen tauchten
weltweit zehn Riesenwellen von über 25 Meter auf", erläutert Wolfgang
Rosenthal, Wissenschaftler am GKSS Forschungszentrum in Geesthacht
http://www.gkss.de und Initiator des MaxWave-Projektes, gegenüber
pressetext. "Das war mehr, als wir aufgrund der bisherigen Theorien
erwartet hatten."
Mittlerweile haben die Forscher einige Entstehungsmechanismen von
Riesenwellen entschlüsseln können. So kann ein Freak Wave entstehen,
wenn der Wind gegen eine starke Meeresströmung drückt. "Eine andere
mögliche Ursache ist, dass die Wellenenergie durch variable Strömung
auf einen Punkt fokussiert wird, so dass immer größere Wellen
entstehen", erklärt Rosenthal im pressetext-Interview. Eine dritte,
vorerst rein hypothetische Möglichkeit sei, dass Instabilitäten in den
Wellen selbst dazu führen, dass die Wellen sich überlagern und so immer
größer werden. Besonders berüchtigt sind Regionen mit sehr starken
Meeresströmungen, wie etwa der Aghulasstrom vor der Ostküste von
Südafrika, der Kuroshio-Strom bei Japan und die Strömungen vor den
Küsten Nord- und Mittelnorwegens.
Obwohl es jetzt noch Zukunftsmusik sei, hält Rosenthal es für denkbar,
künftig ein Warnungssystem entwickeln zu können, das das Risiko für das
Auftreten von Riesenwellen rechtzeitig erkennen kann. " Per Satellit
könnte festgestellt werden, wie die Wellen sich fortpflanzen. Falls die
Wellen zueinander laufen, kann eine Warnung ausgesprochen werden." Dazu
sollten allerdings genügend Satelliten eingesetzt werden, und zwar
weltweit, so Rosenthal abschließend gegenüber pressetext.