Gesundheitliche Schäden durch geringe Mengen möglich
Frankfurt (pte/08.05.2006/12:20) – Endokrin wirksame Disruptoren – auf
Drüsen und Hormone wirkende Stoffe – sind viel gefährlicher für Umwelt
und Gesundheit als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis des
EU-geförderten Forschungsprojekts Comprendo
http://www.comprendo-project.org, mit Schwerpunkt auf androgene und
anti-androgene Substanzen, also auf männliche Sexualhormone bzw.
"vermännlichende" und "entmännlichende" Wirkstoffe sowie deren
Rezeptoren. "Endokrine Disruptoren sind keine einheitliche Gruppe und
sehr vielfältig verbreitet. Sie finden sich zum Beispiel in
Industriechemikalien oder in Kosmetik- und Pflegeprodukten", erklärt
Ulrike Schulte-Oehlmann vom Comprendo-Projekt im Gespräch mit
pressetext.
Diese unterschiedlichen Substanzen haben eines gemeinsam: Sie stören
das hormonelle Funktionieren lebender Systeme. Eine besondere Gefahr
liegt darin, dass die Zusammensetzungen der chemischen und organischen
Stoffe, die in die Umwelt gelangen, immer komplizierter werden. Dadurch
sind auch schon sehr geringe Konzentrationen gefährlich. Große Mengen
dieser Substanzen wurden in Flüssen wie Elbe oder Po gefunden und haben
nachgewiesene Auswirkungen auf Fortpflanzung, Entwicklung und
Immunsystem zahlreicher Tierarten.
Im Rahmen von Comprendo wurden zwei Testverfahren entwickelt: "Mit
diesen Tests sind wir in der Lage, die Effekte auf den Stoffwechsel der
von uns untersuchten Tierarten, zu beweisen", so Schulte-Oehlmann.
Diese können angewendet werden um die Wasserqualität von Kläranlagen,
die Einhaltung von Grenzwerten auf Mülldeponien sowie
landwirtschaftliche und industrielle Abwässer zu kontrollieren. Ziel
sei es, die menschliche Gesundheit und Wassertiere zu schützen.
"Die EU wird den Abschlussbericht evaluieren und dann entscheiden, ob
es nötig ist, endokrine Disruptoren in REACH aufzunehmen", meint
Schulte-Oehlmann. REACH
http://europa.eu.int/comm/environment/chemicals/reach.htm ist das
EU-weit angewendete System zur Bewertung von chemischen Altstoffen und
neuen Stoffen. Inwieweit Wasser und Nahrungsmittel noch ohne Einfluss
auf normale Entwicklung, geschlechtliche Differenzierung, Fortpflanzung
und den Alterungsprozess sind, ist fraglich.