GI begrüßt die KI-Strategie

GI begrüßt die KI-Strategie der Bundesregierung als wichtigen Impuls für die Spitzenforschung

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) bewertet die „Strategie
Künstliche Intelligenz“ der Bundesregierung als einen sehr wichtigen und
vielversprechenden ersten Schritt auf dem Weg, Deutschland und Europa
zur KI-Weltspitze zu entwickeln. Gleichwohl schlägt die GI
Konkretisierungen im Zuge der Umsetzung der Strategie vor, insbesondere
bei der interdisziplinären Forschung, bei der Vermeidung militärischer
KI-Forschung und bei der Stärkung des akademischen Mittelbaus.

Deutschland und Europa sollen in Zukunft
führender Standort für Künstliche Intelligenz (KI) werden. Dafür hat die
Bundesregierung auf der Kabinettssitzung in Potsdam eine „Strategie
Künstliche Intelligenz“ beschlossen. Sie will damit einen „Rahmen für
eine ganzheitliche politische Gestaltung der weiteren Entwicklung und
Anwendung Künstlicher Intelligenz in Deutschland“ setzen. Die
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) und der GI-Fachbereich ‚Künstliche
Intelligenz‘ (GI-FBKI) als größte nationale, gemeinnützige
KI-Organisation in Europa begrüßen diese KI-Strategie, sehen allerdings
Konkretisierungsbedarf für deren Umsetzung bei der interdisziplinären
Forschung, bei der Vermeidung militärischer KI-Forschung und bei der
Stärkung des akademischen Mittelbaus in der KI-Forschung.

Prof. Dr. Hannes Federrath, Präsident der GI:
„Die Gesellschaft für Informatik und insbesondere der Fachbereich
‚Künstliche Intelligenz‘ begrüßen die Bestrebung der Bundesregierung
sowohl Forschung und Entwicklung als auch Anwendung von KI in
Deutschland und Europa auf ein weltweit führendes Niveau zu bringen. Wir
unterstützen insbesondere die verantwortungsvolle und am Gemeinwohl
orientierte Entwicklung und Nutzung von KI. Die Strategie hat alle
wesentlichen Vorschläge aufgenommen, die die GI im Rahmen des
Konsultationsprozesses eingebracht hat. Jetzt muss die Bundesregierung
schnell in den Umsetzungsmodus kommen und die aufgezeigten Maßnahmen in
konkretes Regierungshandeln überführen.“

PD Dr. Matthias Klusch, Sprecher des GI-FBKI:
„Wir begrüßen ausdrücklich die Bestrebung der Bundesregierung, die KI in
Forschung, Lehre und praktischer Anwendung unter der Bezeichnung
„Artificial Intelligence (AI) made in Germany“ signifikant zu fördern.
Insbesondere unterstützen wir die Absicht, dass die Förderung auf einer
breiten wissenschaftlichen und technologischen Basis unter
Berücksichtigung bereits in Deutschland bestehender, exzellenter
Kompetenzen in der KI als Ganzes erfolgen soll und nicht auf das
KI-Teilgebiet Maschinelles Lernen beschränkt wird. Neben dem Aufbau von
weiteren Zentren für KI-Spitzenforschung in Deutschland, mit besonderer
Position des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz,
ist auch eine breitere Förderung von Hochschulen notwendig, um die
Exzellenz auch in der Breite und durch optimale Ausbildung von
benötigten Fachkräften in der KI zu ermöglichen. 

Eine der zentralen, künftigen
Herausforderungen für die KI-Forschung stellt die Entwicklung von
Methoden für eine geeignete Integration von unterschiedlichen
KI-Technologien dar, wie die formal-logische Inferenz von Wissen,
automatisches Planen oder Lernen mit neuronalen Netzen, das sogenannte
‚Deep Learning‘. Das kann zur Entwicklung von neuen, innovativen
KI-Systemen und Anwendungen führen, die in einer realen Umwelt mit und
für den Menschen sicher und verständlich nachvollziehbar, situativ
optimal lernen, planen und handeln. Dabei sollte sich die KI-Forschung
interdisziplinär auch am notwendigen kritischen, gesellschaftlichen
Diskurs über Risiken und Chancen ihrer Anwendung und wirtschaftlichen
Verwertung in Bereichen wie Industrie und Arbeit 4.0, Gesundheitswesen
und autonomes Fahren, aktiv beteiligen – schon allein um überzogen
optimistischen oder dystopischen Vorstellungen in diesem Kontext
entgegenzuwirken.“

Mehr verantwortungsvolle, interdisziplinäre und keine militärische KI-Forschung 

Die GI begrüßt deshalb ausdrücklich auch die
Pläne der Bundesregierung zu einer verantwortungsvollen und am
Gemeinwohl orientierten Entwicklung und Nutzung von KI und fordert mehr
interdisziplinäre Forschung. 

Prof. Dr. Christina B. Class, Sprecherin des
GI-Fachbereichs ‚Informatik und Gesellschaft‘: „Der zunehmende Einsatz
von KI wird nicht nur die Arbeitswelt und Geschäftsbeziehungen
verändern, sondern die gesamte Gesellschaft. Daher müssen nicht nur die
Sozialpartner, sondern alle betroffenen Gruppen einbezogen werden. Ein
sogenanntes ‚Ethics by, in and for design‘ ist nicht ausreichend, um
allen Fragen zu begegnen. Forschungsförderung muss sich auch auf
interdisziplinäre Fragen beziehen. Die Veränderungen, die auf uns
zukommen, müssen in allen Bereichen bewusst gestaltet werden, um die
Grundwerte unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung zu bewahren.
Wir hoffen, dass die Bundesregierung die Strategie um tragfähige
Vorhaben in diesen Fragen ergänzt.“

Die Erforschung von KI-Anwendungsmöglichkeiten
zum Schutz der äußeren Sicherheit und für militärische Zwecke im Rahmen
der Ressortzuständigkeiten sieht die GI äußerst kritisch. So
unterstützt der GI-Fachbereich ‚Künstliche Intelligenz‘ die Initiative
gegen intelligente, autonome Waffensysteme mit Entscheidungsgewalt zur
Tötung von Menschen (https://futureoflife.org/lethal-autonomous-weapons-pledge),
sieht darin auch einen weiteren wichtigen Beitrag zu einem möglichen
Markenkern der „AI made in Germany“ und fordert eine solche
Berücksichtigung in der Konkretisierung der KI-Strategie der
Bundesregierung. 

Notwendiger Ausbau informatischer Bildung zu KI und in der Breite 

Die Bundesregierung will, dass allen
Schülerinnen und Schülern, die ab dem Schuljahr 2018/2019 eingeschult
werden, bis zum Ende ihrer Schullaufbahn „ein umfassender Kanon
digitaler Kompetenzen“ vermittelt wird. Die GI begrüßt diesen Anspruch
ausdrücklich. Damit die allgemeinbildende Schule dem jedoch gerecht
werden kann, braucht es allerdings mehr als den „Digital-Pakt“, der in
erster Linie auf die nötige digitale Infrastruktur abzielt. Der Ausbau
der informatischen Bildung, auch aber nicht nur zu Künstlicher
Intelligenz, in den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen
ist einer der wichtigsten Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit unseres
Landes, da diese Aufgabe nicht von anderen Fächern nebenbei erfüllt
werden kann.

Prof. Dr. Torsten Brinda, Sprecher des
GI-Fachbereichs ‚Informatik und Ausbildung/ Didaktik der Informatik‘:
„Es ist unerlässlich, dass dabei ein wesentliches Augenmerk auf die
Informatik als Leitwissenschaft der Digitalisierung gerichtet wird, und
dass flächendeckend und verpflichtend alle Schülerinnen und Schüler
entsprechende Kompetenzen erwerben. Das ist in der erforderlichen
inhaltlichen Tiefe in der Breite fächerintegriert nicht möglich – es
erfordert einerseits ein Fach „Informatik“ für alle und andererseits
entsprechende Investitionen in die dafür erforderliche Ausbildung von
Informatik-Lehrkräften. Der Bund muss den Ländern dafür gezielt Anreize
setzen. Nur so können kommende Generationen zu mündigen und
verantwortungsvollen Gestaltern des digitalen und gesellschaftlichen
Wandels ausgebildet werden.“

Wissenschaftlichen Mittelbau in der KI stärken und Brain-Drain vermeiden

Die KI-Strategie sieht vor, ein Programm zur
wissenschaftlichen Nachwuchsförderung und Lehre im Bereich KI
aufzulegen; insbesondere sollen 100 KI-Professuren neu geschaffen
werden. Das ist sehr zu begrüßen! Dabei ist sehr zu hoffen, dass diese
Stellen nicht nur international konkurrenzfähig bestens und permanent
ausgestattet werden, sondern auch inhaltlich die KI als Ganzes exzellent
abdecken können und sich nicht, wie auf dem aktuellen Stellenmarkt
bereits stark tendenziell sichtbar, nur rein auf maschinelles Lernen
oder verwandte Felder wie Data Science beschränken. Ansonsten besteht
das sehr hohe Risiko, dass im internationalen Vergleich unser
wissenschaftlicher Mittelbau in der deutschen KI-Forschung bereits auf
kurze und mittlere Sicht extrem geschwächt wird – und damit auch ein
ansteigendes Abwandern von Fachkräften und Experten in der KI ins
Ausland („Brain-Drain“) einhergeht. Spitzenforschung braucht einen
starken akademischen Mittelbau von Nachwuchswissenschaftlern: Sie sind
das Rückgrat deutscher Spitzenforschung und wesentlicher Erfolgsfaktor
für den Wissenschafts- und insbesondere den Informatik-Standort
Deutschland.

Dr. Kerstin Lenk, Sprecherin des GI-Beirats
für den wissenschaftlichen Nachwuchs: „Gerade im akademischen Mittelbau
sind die Arbeitsverhältnisse oft prekär. Das ist ein generelles Problem.
Um die Abwanderung des hoch qualifizierten wissenschaftlichen
Nachwuchses in die Wirtschaft oder das Ausland kurzfristig zu
verlangsamen und langfristig zu stoppen, sind konkrete Maßnahmen
erforderlich. Befristete Arbeitsverträge, schlechte Arbeitsverhältnisse
und Vergütung machen Wissenschaft für viele Nachwuchstalente zur
unattraktiven Risikokarriere.“

Über die Gesellschaft für Informatik e.V. und den GI-Fachbereich ‚Künstliche Intelligenz‘

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist
mit rund 20.000 persönlichen und 250 korporativen Mitgliedern die größte
und wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen
Raum und vertritt seit 1969 die Interessen der Informatikerinnen und
Informatiker in Wissenschaft, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung,
Gesellschaft und Politik. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven
Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform
und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Weitere
Informationen finden Sie unter www.gi.de.

Der GI-Fachbereich ‚Künstliche Intelligenz‘
(GI-FBKI) ist Träger der von der GI geförderten wissenschaftlichen
Arbeit auf allen Teilgebieten der Künstlichen Intelligenz. Der
Fachbereich veranstaltet eine jährliche Fachtagung KI, auf der
insbesondere Arbeiten aus seinen aktuell 11 Fachgruppen und
Arbeitskreisen zum Fachgebiet Künstliche Intelligenz vorgestellt werden.
Ferner gibt der Fachbereich die Zeitschrift „Künstliche Intelligenz“ im
Springer Verlag heraus, die neben fachlichen Aufsätzen zur KI auch über
Aktivitäten im Fachbereich berichtet. Der GI-FBKI ist mit über 1.000
Mitgliedern eine der größten und wichtigsten nationalen KI-Verbände in
Europa und Teil der europäischen KI-Dachorganisation EurAI (European
Association for Artificial Intelligence). Weitere Informationen finden
Sie unterwww.kuenstliche-intelligenz.de