Körpereigenes Eiweiß verhindert Harnwegsinfektionen

fzm – Ein bereits 1950 im Harn entdecktes Eiweiß kann beim Menschen
Harnwegsinfektionen verhindern. Dies berichten Nephrologen aus
Österreich in der jüngsten Ausgabe der DMW Deutschen Medizinischen
Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2005). Nach Auskunft von
Dr. Marcus Säemann von der Universität Wien hat das
Tamm-Horsfall-Eiweiß eine doppelte Wirkung: Es bindet einmal
Krankheitserreger, die über die Harnröhre in die Blase eingedrungen
sind, und verhindert dadurch eine Besiedlung der Blasenwand mit
Bakterien. Säemann: "Die Erreger werden abgefangen und mit dem Harn
ausgespült". Sollten die Erreger die Blasenwand bereits besiedelt
haben, stimuliert Tamm-Horsfall-Eiweiß die Immunantwort und sorgt
dafür, dass die Erreger von den Abwehrzellen beseitigt werden.

Die Entdeckung erklärt möglicherweise, warum einige Frauen immer wieder
an Harnwegsinfektionen erkranken, andere jedoch selten oder niemals.
Säemann hofft, dass die neuen Erkenntnisse in "innovative und potente
Strategien" zur Behandlung dieser rezidivierenden Harnwegsinfektionen
münden werden.

Das Tamm-Horsfall-Eiweiß wurde von den amerikanischen Virologen Igor
Tamm und Frank Horsfall entdeckt. Es wird in den Nierenkanälchen
gebildet und dann über den Harn ausgeschieden. Ein halbes Jahrhundert
haben die Forscher über die Funktion des Eiweißes gerätselt. Erst in
den letzten Jahren wurde entdeckt, dass das Tamm-Horsfall-Eiweiß bei
der Abwehr von Bakterien in den Harnwegen eine Rolle spielt.

M. Säemann, T. Weichart:

Ursachen der rezidivierenden Harnwegsinfektionen: neue Erkenntnisse

Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (36): 2031-2034