Algenblühen: Kunstdünger und Großstädte schuld
Forscher klären Rolle von Wassertemperatur und Nährstoffkonzentration
(pte001/19.05.2015/06:00) – Das zum Nationalen Forschungsrat CNR gehörende Istituto per lo Studio degli Ecosistemi http://www.ise.cnr.it hat neue Erkenntnisse über das besonders wegen seiner
Geruchsbelästigung unangenehme Phänomen des Algenblühens gewonnen. Das
Team um Projektleiter Piero Guilizzoni griff bei seiner Analyse auf 200
Jahre alte Sedimentproben aus 108 Seen und weitere 18 Bodenanalysen
zurück.
Stickstoffverbindungen relevant
"Dabei hat sich gezeigt, dass das massive Auftreten der photosynthetisch
aktiven Cyanobakterien zeitlich mit dem massiven Einsatz von
industriellem Kunstdünger und der Ausbreitung der städtischen
Ballungszentren übereinstimmt", so Guilizzoni. Bisher war die Forschung
davon überzeugt, dass Nährstoffkonzentration und Wassertemperatur die
Hauptursachen für das Algenblühen darstellen.
Die neuen Forschungsergebnisse hingegen zeigen, dass die Nährstoffe –
und hierbei vor allem in Verbindung mit den aus der Atmosphäre
stammenden Stickstoffverbindungen – eine entscheidende Rolle spielen.
Innovativ war vor allem der Nachweis der auch als Blaualgen bekannten
Cyanobakterien anhand der photosynthetischen Pigmente, die sich im Laufe
der Jahrzehnte auf dem Seegrund abgesetzt haben.
Die Analyse macht die Entwicklung der für viele Gewässer typischen
Algen- und Bakterienstämme in Abhängigkeit der sich ändernden
Umweltbedingungen deutlich. Neu war auch die Streubreite der
Untersuchung, da sowohl große und kleine, eutrophe und oligotrophe, in
großer und geringer Höhe sowie stadtnahe wie weit abgelegene Seen
einbezogen wurden.
Wärme wichtiger Faktor in Bergseen
Bei den hoch gelegenen Seen zu beobachten war, dass dort die Wärme als
wichtiger Faktor ins Spiel kommt. Tatsächlich war bei den Bergseen, bei
denen in den zurückliegenden fünf Jahren eine mittlere Lufttemperatur
von über 10,5 Grad Celsius gemessen wurde, selbst in Jahren der
Nährstoffknappheit eine Zunahme des Algenblühens zu beobachten.
Die wissenschaftliche Untersuchung ist in enger Zusammenarbeit mit der kanadischen McGill University http://mcgill.ca in Montreal und Forschern aus weiteren vier Nationen durchgeführt
worden. Einzelheiten sind in der internationalen Fachzeitschrift
"Ecology Letters" http://onlinelibrary.wiley.com nachzulesen.