Kohleausstieg in Kritik
Unternehmer zum Kohleausstieg : „Jemand muss das bezahlen – und das werden nicht Umweltverbände sein“
Soviel ist sicher: Der Kohleausstieg kostet Milliarden.
Deutschland hat jetzt einen
Plan für den Kohleausstieg. Der Unternehmer Reinhold von Eben-Worlée
erklärt gegenüber FAZ.NET, wieso er ihn schlecht findet.
Herr von
Eben-Worlée, Sie warnen davor, dass der geplante Kohleausstieg gerade
die deutschen Familienunternehmen treffen wird. Wieso?
Weil er extrem teuer ist,
und irgendjemand ihn bezahlen muss. Das werden nicht die Umweltverbände
sein. Bezahlen werden die Verbraucher, etwa mittelständische
Unternehmen, die heute schon die höchsten Strompreise in Europa
bezahlen. Oder der Staat, der das dann umlegt – und auch dann landet die
Rechnung wieder bei Unternehmen oder Bürgern, die Steuern zahlen.
Was schlagen Sie stattdessen vor?
Vertrauen auf
Marktmechanismen. Durch den Emissionshandel wäre der Kohleausstieg von
selbst gekommen. Durch Energie-Nationalismus, wie wir ihn nun weiter
betreiben, wird die Energiewende nicht gelingen. Es wird bloß alles
teurer und sonst nichts. Und die CO2-Emissionen verlagern sich in
Kohlekraftwerke unserer Nachbarländer.
Sie beziffern die
Kosten für den Kohleausstieg, wie er nun vorgeschlagen wird, auf 100
Milliarden Euro bis zum Jahr 2038. Eine gewaltige Summe – wie kommen Sie
darauf?
40 Milliarden Euro sollen in
die Kohleländer fließen, um den Strukturwandel abzumildern. Mit 32
Milliarden Euro sollen die Verbraucher entlastet werden.
Da klafft aber noch eine Lücke zu den von Ihnen geschätzten 100 Milliarden Euro.
Sowohl für
Steinkohlekraftwerke als auch für Braunkohlekraftwerke wird
Entschädigung fließen – das dürfte einige Milliarden ausmachen. Dazu
kommt die Umstellung der Grundlastkraftwerke. Wenn Kohle wegfällt, wird
mehr Gas benötigt, das treibt die Preise in die Höhe. Da reichen zwei
Milliarden Euro jährlich zur Strompreisentlastung bei weitem nicht aus.
Reinhold von Eben-Worlée ist Präsident des Verbands „Die Familienunternehmer“. : Bild: Unternehmen
War es das?
Nein. Es werden vermutlich
Kosten für zu installierende Reserven anfallen. Die Infrastruktur muss
angepasst werden – sowohl im Strom- wie auch im Gasbereich. Auch wird
die Energiewirtschaft wohl eine Förderung für die Umstellung auf Gas
erhalten. Hinzu kommen volkswirtschaftliche Verzerrungen, die Kosten
hervorrufen: Die belastete Industrie wird entweder weniger Gewinne
machen oder Investitionen woanders tätigen müssen. Auch werden die
Erneuerbaren nicht annähernd so viele Arbeitsplätze schaffen, wie auf
der anderen Seite wegfallen. Diese Kosten werden fast immer
unterschlagen. Aber sie sind da. Ich gehe sogar davon aus, dass wir im
Endeffekt eher über die 100 Milliarden Euro kommen, als darunter zu
bleiben.