E-Zigaretten ebenso schädlich wie herkömmliche Glimmstengel Gefahr für Jugendliche

Medizinische Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
(Prof. Helmut Schatz, Bochum)

Raucherentwöhnung – ist die E-Zigarette die Lösung zur Prävention auch von Herz-Kreislauferkrankungen?

Bochum, 3. Januar 2019:

Gestern wurde, sozusagen als Blick in einen „Endokrinologischen
Hohlspiegel“; ein skurriler Werbeartikel, ein Feuerzeug mit
Werbeaufschrift vorgestellt, gesehen auf der Industrieausstellung der 6.
Jahrestagung der D-A-CH-Gesellschaft zur Prävention von Herz-Kreislauf-
Erkrankungen in Dresden vom 7. bis 8. Dezember 2018. Heute soll über
ein Referat zur E-Zigarette berichtet werden, zu dem Frau Dr. Ulrike
Schatz als eine der drei Tagungspräsident/innen Herrn Prof. Dr. Reiner Hanewinkel vom Institut für Gesundheitsforschung, IFT-Nord gGmbH aus Kiel eingeladen hatte.

In seinem fundierten Referat, das er dem Referenten zur Verfügung
stellte, berichtete er, dass in Großbritannien anfangs für die
E-Zigarette zur Raucherentwöhnung geworben wurde. Dies habe zwar zu
einem deutlichen Anstieg ihres Gebrauchs geführt, aber zu keinerlei
Rückgang des normalen Zigarettenrauchens (n= ~200.000, repräsentative
monatliche Erhebung, siehe Abbildung aus Lit.1). E-Zigaretten seien ganz
besonders deshalb abzulehnen, weil sie bei Jugendlichen als Einstieg
zum Zigarettenrauchen dienten, wie er an umfangreichen Untersuchungen an
Schulkindern demonstrierte (2).

E-Zigaretten enthalten eine sehr große Zahl von Substanzen
unterschiedlichster Art, deren gesundheitliche Auswirkungen weitgehend
unbekannt bzw. überhaupt nicht abzuschätzen seien. Ganz abgesehen von
den Atherosklerose und Bronchialkarzinome fördernden Eigenschaften des – auch in vielen  E-Zigaretten enthaltenen – Nikotins  wurden für Zimtaroma in Zellkulturen zytotoxische Effekt
gefunden, krebserzeugend (Kategorie 1) seien tabakspezifische
Nitrosamine,  Formaldehyd, der beim Erhitzen des Liquid entsteht, auch
Chrom und Nickel (vom Docht und von den Lötstellen);  Blei wird als
möglicherweise krebserzeugend (Kategorie 2B) eingestuft (3). Es wurde tatsächlich bereits eine Assoziation zwischen dem Gebrauch von E-Zigaretten und Herzinfarkt gefunden (4).

Herr Prof. Hasenwinkel wies darauf hin, dass Deutschland das letzte
Land in der Europäischen Union sei, in welchem Aussenwerbung für Tabak
auf Litfaßsäulen und Plakaten noch nicht verboten sei und dass darüber
in Kürze der Deutsche Bundestag zu entscheiden habe. Wenige Tage später,
am 11. Dezember 2018 erschien in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung
(WAZ) ein Artikel darüber, in dem auch Prof. Hanewinkel zitiert wird
(5). Dieser Bericht zeigt, wie kompliziert so ein Vorgang ist und wie es
offenbar der Tabak-Lobby bisher gelungen ist, ein generelles
Werbeverbot für Tabak  in Deutschland zu verhindern. Dass nicht nur
Herz-Kreislauferkrankungen durch das Rauchen gefördert werden, sondern
auch der Lungenkrebs braucht hier wohl nicht noch gesondert erwähnt zu
werden.

Helmut Schatz