Norovirusinfektion – Diese Krankheit ist nicht immer harmlos!

Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen!

Mit Beginn der kalten Jahreszeit nehmen Norovirus-Infektionen wieder zu

Berlin
– Sie ist neben der Influenza die am häufigsten gemeldete Infektion in
Deutschland: Die Norovirus-Gastroenteritis. Im vergangenen Jahr wurden
73 273 Fälle der Brechdurchfall-Erkrankung beim Robert Koch-Institut
(RKI) gemeldet, zum Großteil in den Wintermonaten. Dabei umfasst die
Zahl nur jene Fälle, bei denen das Virus durch eine Laboruntersuchung
nachgewiesen wurde. Die tatsächlichen Fallzahlen liegen um ein
Vielfaches höher. Der wichtigste Schutz vor einer Infektion besteht in
häufigem, sorgfältigem Händewaschen mit Seife. Da Betroffene das Virus
noch mehrere Wochen nach Ende der Symptome mit dem Stuhl ausscheiden,
sollten sie in den Tagen nach der Erkrankung unbedingt weiterhin auf
sorgfältige Hand- und Toilettenhygiene achten und noch mindestens zwei
Tage nach Abklingen der Erkrankung zuhause bleiben. Darauf weist die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hin. 

Das
Virus wird meist durch den direkten Kontakt mit Erkrankten übertragen,
manchmal auch indirekt über Oberflächen – Ablageflächen, Türgriffe oder
Waschbecken –, die ein Erkrankter berührt hat. Die wichtigste Maßnahme,
um das Risiko einer Ansteckung zu verringern, ist häufiges und
gründliches Händewaschen mit heißem Wasser und Seife. Noroviren sind
sehr widerstandsfähig und können mehrere Tage auf Oberflächen überleben.
Gleichzeitig sind sie hochansteckend, sodass es trotz aller Vorsicht
und Hygiene zu Infektionen kommen kann. In diesem Fall ist es meist
sinnvoll, zu Hause abzuwarten, bis Durchfall und Erbrechen vorbei sind.
„Kinder unter fünf und ältere Menschen ab 70 haben allerdings ein
erhöhtes Risiko für schwere Verläufe“, sagt Professor Dr. med. Andreas
Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin am
Universitätsklinikum Jena. „Wenn Angehörige oder Pflegende feststellen,
dass sich der Allgemeinzustand eines Patienten deutlich verschlechtert,
sollten sie medizinische Hilfe suchen.“

Da
die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyte entzieht, sollten
Betroffene viel trinken. „Cola und Salzstangen sind nicht das Mittel der
Wahl. Besser geeignet sind Trinklösungen, die man selbst herstellen
kann“, so Stallmach. Dazu mischt man 0,5 Liter stilles Mineralwasser
(oder Kräuter- bzw. Früchtetee) mit einem Teelöffel Kochsalz und sieben
bis acht Teelöffeln Traubenzucker (ersatzweise Haushaltszucker).

Erkrankte
sollten den Kontakt zu anderen Menschen weitestgehend meiden.
Bestenfalls sollten sie auch separate Toiletten, auf jeden Fall aber
separate Handtücher und Hygieneartikel, verwenden. Toilette,
Waschbecken, Türgriffe und Böden sollten regelmäßig mit Einwegtüchern
gereinigt werden. Eine Reinigung mit Wasser und gängigen
Reinigungsmitteln ist meist ausreichend, die Nutzung von speziellen
Desinfektionsmitteln, sogenannte Viruzide, kann sinnvoll sein, sofern
der Arzt dies empfiehlt. Bettwäsche, Kleidung und Handtücher sollten bei
höchstmöglichen Temperaturen – möglichst Kochwäsche – gewaschen werden.
Wichtig: Die Ausscheidung von Noroviren über den Stuhl kann noch Wochen
nach Abklingen der Erkrankung anhalten. Um sich und auch andere zu
schützen, ist es wichtig, nicht zu früh wieder in den Alltag zu starten,
sondern die Erkrankung gut auszukurieren und auch in den Tagen danach
auf sehr sorgfältige Hand- und Toilettenhygiene zu achten.

Die
Entwicklung einer Impfung gegen Noroviren wäre ein bedeutender Schritt,
um die hohe Krankheitslast zu senken. Wissenschaftler weltweit forschen
seit Jahren an einer Vakzine. „Jedoch ist die Entwicklung eines
Impfstoffs aus verschiedenen Gründen sehr schwierig“, erläutert
Professor Dr. med. Matthias Ebert, Direktor der II. Medizinischen Klinik
der Universitätsmedizin Mannheim. „Das beginnt damit, dass sich
Noroviren nicht im Labor kultivieren lassen. Weitere Schwierigkeiten
ergeben sich aus dem aktuell unzureichenden Wissen über die Dauer der
Immunität nach einer Erkrankung und der Tatsache, dass eine Vielzahl
unterschiedlicher Genotypen, also genetisch unterschiedlicher Varianten
dieses Virus, existieren, die die Impfung abdecken müsste.“

Um
Erforschung und Prävention sämtlicher gastroenterologischer
Erkrankungen zu verbessern, setzt sich die DGVS für die Schaffung eines
organübergreifenden Forschungsverbunds in Form eines Nationalen
Präventionszentrums Gastroenterologie ein. Denn Fehlfunktionen und
Krankheiten der Verdauungsorgane sind Volkskrankheiten, die Auswirkungen
auf den gesamten Organismus des Menschen, seine Lebenserwartung und die
Lebensqualität haben. Bei vielen dieser Krankheiten muss das
wissenschaftliche Verständnis der Erkrankungsmechanismen weiter vertieft
und erarbeitet werden. Weitere Informationen hierzu finden
Interessierte unter:
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2018/07/DGVS_Positionspapier-Stand-19.07.2018.pdf

Die
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche
Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute
vereint sie mehr als 6000 Ärzte und Wissenschaftler aus der
Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich
wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und
Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und
Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen
der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.