Meine persönliche Bemerkung:
Das
Automobil steht am Scheideweg. Die Schlüsselindusrie in Deutschland
ist in größter Gefahr. Eifrige Umweltschützer setzen ausschließlich auf
das Elektroauto, obwohl eine Ökobilanz fehlt oder sehr ungünstig
ausfällt. Für mich persönlich ist das Elektroauto nur dann eine
Alternative, wenn es im modifizierten Hybridmodus entwickelt wird.
Modifiziert heißt: Ein nur auf das Laden konzipierter Dieselmotor bei
gleichmäßiger Tourenzahl im optimalen Wirkungsgrad läd eine Batterie
auf, die nur eine halb so große Kapazität haben muss, wie beim reinen
Elektroauto. Die eigentliche Innovation bringt der Elektromotor, denn er
ist so flexibel, dass auf ein Getriebe verzichtet werden kann. Diesel
übrigens deshalb, weil er von allen Verbrennungsmotoren bei gleicher
Leistung den geringsten Verbrauch bzw. CO2-Ausstoß besitzt. Moderne
Dieselmotoren können ohne Stickoxyd-Abgabe konstruiert werden. Für
Skeptiker: Der Motor kann innerhalb sensibler Lokalitäten, z. B. in
Innenstädten, über JPS gezielt abgeschaltet und auf reinen
Batteriebetrieb umgestellt werden. Ein so konzipiertes Auto kann vom
Gewicht viel leichter werden und hat daher einen minimale Verbrauch.
Selbst größere PKWs können so auf maximal 2 – 3 Liter kommen und
jederzeit an Elektro-Tanksäulen oder auch zu Hause geladen werden.
Ihr Jean Pütz
Der Autosektor ist der mit weitem Abstand größte
Industriezweig in Deutschland. Die Titel im DAX gehö-
ren aber in diesem Jahr zu den schwächsten. Nicht nur
der globale Handelsstreit setzt ihnen zu, auch die
Umstellung auf Elektroautos, die vor allem in China
immer stärker gefordert werden. Aber wie umwelt
–
freundlich sind diese Fahrzeuge tatsächlich? Bei aus
–
ländischen Autobauern steht der französische Herstel-
ler PSA im Fokus, der sogar einen alten Konkurrenten
wieder überflügeln konnte.
Nicht nur beim Blick auf den Chart dürfte es Daimler-Chef Dieter
Zetsche mulmig werden. Die Aktie ist in diesem Jahr im Rück
–
wärtsgang und zuletzt sogar in die Nähe des Fünf-Jahres-Tiefs
abgerutscht. Zetsche hat alle Hände voll zu tun, um den weltgröß
–
ten Premiumhersteller in eine aussichtsreiche Zukunft zu führen.
Um das zu schaffen, hat der Vorstandschef den größten Konzern-
umbau der Unternehmensgeschichte auf den Weg gebracht. Dazu
soll der Konzern ab dem Jahr 2020 in drei eigenständige Sparten
aufgespalten werden, darüber werde es die Daimler AG als Dach-
gesellschaft mit übergreifenden Funktionen geben: Pkws und Vans
sollen unter Mercedes-Benz gebündelt werden, Lastwagen und
Busse unter Daimler Truck und die Finanzdienstleistungssparte
unter Daimler Mobility.
Das Management verspricht sich von selbstständigen Sparten
mehr Beweglichkeit. Die Aktionäre sollen auf der Hauptversamm-
lung im Mai 2019 über die neue Struktur abstimmen. „Daimler for
–
miert sich technologisch, kulturell und jetzt auch strukturell best
–
möglich für die Zukunft“, sagte Zetsche
1
. Das Unternehmen stecke
viel Geld in die Entwicklung von Elektroautos und autonomem
Fahren. Der Konzern muss die Abgasemissionen erheblich senken,
Titelstory
Autoindustrie setzt auf E-Autos
2
) im vergangenen
Jahr im Pkw-Geschäft auf 125 Gramm pro Kilometer gestiegen ist;
das entspricht einem Verbrauch von fünf Litern. Ab 2020 gilt in der
EU allerdings ein Grenzwert von lediglich 95 Gramm CO
2
/km, was
weniger als vier Litern gleichkommt.
Zetsche schraubt Prognose für das Pkw-Geschäft
nach unten
Die aktuelle Geschäftsentwicklung zeigt, vor welch großen Her
–
ausforderungen Daimler steht, weshalb eine energische Reorga-
nisation notwendiger ist denn je. „Der Gegenwind ist enorm“,
sagte Zetsche bei der jüngsten Vorlage der Halbjahreszahlen
unmissverständlich. Zwar hat der Konzern im zweiten Quartal den
Absatz ein wenig gesteigert, allerdings war der Umsatz leicht
gesunken. Zudem war der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit)
um 30 Prozent eingebrochen. Daimler musste in China höhere
Rabatte gewähren, weil Kunden die sinkenden Zölle auf Autos aus
Europa für Preisverhandlungen genutzt hatten, die Marge im Pkw-
Geschäft fiel auf 8,4 Prozent. Das Unternehmen hat zudem damit
zu kämpfen, dass es bei Pkws und kleinen Nutzfahrzeugen bei der
Umstellung auf die neuen WLTP-Abgastests (Worldwide Harmo-
nized Light Vehicles Test Procedure) hinterherhinkt
2
. Dieses neue
Prüfverfahren soll den tatsächlichen Spritverbrauch besser ermit
–
teln können als vorherige Tests. Durch die Verzögerung bei der
Umstellung werden einige Modelle im dritten Quartal nicht verfüg
–
bar sein, erst im vierten Quartal soll Besserung eintreten. Das Ebit
Discount-Zertifikat
Titelstory
Autoindustrie setzt auf E-Autos
des Pkw-Geschäfts werde im dritten Quartal „deutlich“ unter dem
Vorjahresniveau liegen, sagte Zetsche
3
.
Nachdem er Ende Juni Investoren bereits mit einer Gewinnwar
–
nung geschockt hatte, wurde bei der aktuellen Vorlage der Halb-
jahreszahlen die Prognose für den Pkw-Absatz für das Gesamtjahr
gesenkt. Die Verkäufe sollen nur noch auf dem Niveau des Vorjah
–
res stagnieren, nachdem die Stuttgarter zuvor noch einen leichten
Anstieg vorhergesagt hatten. Zudem werde der Gewinn vor Zinsen
und Steuern des Konzerns leicht unter das 2017er-Niveau von
14,7 Mrd. Euro sinken. Der bisherigen Einigung zwischen den USA
und Europa, wonach US-Strafzölle auf in Europa gebaute Autos
erst einmal vom Tisch sind, traut Zetsche nicht. Wenn es so
komme, sei es eine sehr erfreuliche Nachricht, doch die Nachrich-
tenlage habe sich zuletzt häufig geändert.
BMW spürt Margendruck
Im Gegensatz zu Daimler hat der zweitgrößte Premiumhersteller
BMW keine wesentlichen Probleme mit WLTP
4
und hat zuletzt die
Gewinnprognose bestätigt, was kurzfristig für Erleichterung bei
Anlegern gesorgt hat. So soll der Absatz im Pkw-Bereich leicht
gesteigert werden, wozu vor allem ein Absatzplus in China von
fünf bis zehn Prozent beitragen werde. Gleichzeitig will der Kon
–
zern beim Gewinn vor Steuern das Vorjahresniveau von 10,7 Mrd.
Euro erreichen. Finanzchef Nicolas Peter warnte allerdings, dass
er bei einer Verschlechterung des Umfelds Effekte auf den Aus
–
blick nicht ausschließen könne. Damit sind neue Strafzölle im Han
–
Capped Bonus-Zertifikat
Basiswert
delsstreit zwischen den USA und China gemeint, die die Perspek-
tiven für die chinesische Wirtschaft und damit die Weltwirtschaft
weiter eintrüben, was auch den weltweiten Autosektor und damit
BMW belasten würde.
Nachdem China am 6. Juli die Strafzölle auf in den USA herge
–
stellte Autos auf 40 Prozent erhöht hatte, hob BMW Ende Juli die
Preise in China für die in den USA produzierten SUV-Modelle X5
und X6 um vier bis sieben Prozent an. Da BMW damit allerdings
bei Weitem nicht den Zolleffekt wettmachen kann, werde dieser
den Gewinn im laufenden Jahr um einen niedrigen bis mittleren
Titelstory
Autoindustrie setzt auf E-Autos
dreistelligen Millionenbetrag drücken. BMW baut im Werk in Spar
–
tanburg (South Carolina) die Geländewagen der X-Reihe. Davon
gingen 2017 rund 100.000 nach China, auf die nun mehr Zoll zu
zahlen ist. Außerdem belasten die gestiegenen Rohstoffpreise auf
Stahl und Aluminium, die durch den Handelskonflikt in die Höhe
getrieben wurden, den Konzern. Daraufhin ging die operative
Marge im Pkw-Bereich im zweiten Quartal 2018 auf 8,6 Prozent
zurück.
BMW will durch eine asiatische Produktion den chinesischen Straf
–
zöllen ausweichen. So baut der Hersteller in seinem Werk in Thai-
land die Modelle der 3er, 5er und 7er Serie aus importierten Teile-
sätzen und Bauteilen aus lokaler Produktion zusammen. Zudem
will der Konzern in diesem Jahr die Investitionen in neue Techno-
logien, wie Elektroautos und autonomes Fahren, von 6,1 Mrd. auf
rund 7 Mrd. Euro steigern. „Wir bereiten uns konsequent auf die
Anforderungen der Zukunft vor“, sagte Vorstandschef Harald Krü
–
ger. Der Titel hat in diesem Jahr zwar weniger stark gelitten als
Daimler, aber auch bei der BMW-Aktie ist der Rückwärtsgang ein
–
geschaltet.
Volkswagen mit angezogener Handbremse
Wie Daimler hat der weltgrößte Autobauer Volkswagen erhebliche
Probleme mit WLTP,
5
was die Auslieferungen und den Gewinn im
laufenden Quartal belastet. „Wir werden über drei Monate voraus
–
sichtlich 30 bis 50 Prozent weniger Varianten anbieten können“,
Aktienanleihe
6
. Die Belastung durch die
WLTP-Umstellung könnte sich im laufenden Jahr auf mehr als 1
Mrd. Euro belaufen. „In den kommenden Quartalen liegen große
Anstrengungen vor uns – vor allem im Hinblick auf die Umstellung
auf den neuen WLTP-Prüfzyklus. Auch der wachsende Protektio-
nismus stellt die global vernetzte Automobilindustrie vor große
Herausforderungen“, betonte der Firmenlenker. Das spiegelt sich
auch im Aktienkurs wider, der in diesem Jahr bisher ein sattes
zweistelliges Minus eingefahren hat.
Titelstory
Autoindustrie setzt auf E-Autos
Volkswagen muss ebenfalls kräftig in Elektroautos und schadstoff
–
ärmere Verbrennungsmotoren investieren, liegt der Konzern doch
im Schnitt noch immer mehr als 20 Gramm CO
2
über den Vorga-
ben der EU für 2020. „Das ist eine enorme Belastung, die in die
Milliarden geht“, sagte Diess. Volkswagen will in den nächsten
Jahren insgesamt 34 Mrd. in Elektromobilität, autonomes Fahren
und Digitalisierung investieren, das wird auf die Profitabilität drü-
cken. Der Konzern möchte 2020 eine operative Marge von 6,5 bis
7,5 Prozent erwirtschaften. Im laufenden Jahr soll der gleiche Wert
erreicht werden, allerdings vor Sonderfaktoren, vor allem den
Belastungen aus der Diesel-Affäre.
Doch nicht nur die drei großen deutschen Autobauer stehen vor
enormen Herausforderungen aufgrund gestiegener Regulierungs
–
anforderungen oder dem Trend zu immer mehr Elektroautos. Laut
einer Studie der Beratungsfirma KPMG steht das Thema ganz oben
auf der Agenda des Managements führender Automobil-Unter
–
nehmen, also auch der Zulieferer. „In der kommenden Dekade und
danach durchläuft die Automobilindustrie weltweit den größten
und tiefgreifendsten Wandel ihrer über 130 Jahre alten Geschichte“,
sagte etwa Elmar Degenhart zuletzt, der Chef von Continental.
„Wir gehen diesen Wandel frühzeitig und vorausschauend an“, so
der Firmenchef. Dazu wird die Antriebssparte zum Anfang des
Jahres 2019 abgespalten, ein Teilbörsengang sei ab Mitte 2019
möglich. Sie enthält die Technik rund um Verbrennungsmotoren,
aber auch Teile für die Elektroantriebe. „Conti zieht damit den Ste-
Aktienanleihe
Basiswert
Quelle: www.hsbc-zertifikate.de, 24.08.2018
cker beim Verbrennungsmotor“, sagte Autoexperte Ferdinand
Dudenhöffer vom Center Automotive Research. Der Umbau bei
Continental sei auch ein Weckruf für andere Zulieferer. China ist
hier seit Jahren ein Vorreiter in Bezug auf E-Autos. So sollen ab
2019 Mindestziele für alle Hersteller mit nennenswerten Umsätzen
verpflichtend sein. Wer diese Quoten nicht erfüllt, muss empfind-
liche Strafen zahlen.
Titelstory
Autoindustrie setzt auf E-Autos
Wie umweltfreundlich sind Elektroautos?
Allerdings kritisieren etliche Experten, dass Elektroautos nicht so
umweltfreundlich seien wie häufig erwartet. Wenn der Strom für
den Betrieb der Fahrzeuge statt aus erneuerbaren Energien mit
–
hilfe fossiler Brennstoffe, wie Kohle, produziert wird, wird dadurch
die Umwelt nicht entlastet. Ein weiteres wichtiges Problem ist die
Produktion der Akkus für Elektroautos, die deutlich umweltschäd-
licher sein können als bislang angenommen. Laut einer Studie
7
des schwedischen Umweltministeriums entstehen bei der Herstel
–
lung pro Kilowattstunde Speicherkapazität rund 150 bis 200 Kilo
Kohlendioxid-Äquivalente, die ebenfalls der Umwelt schaden. Bei
den Batterien eines Tesla Model S wären das rund 17,5 Tonnen
CO
2
. Das ist ein sehr hoher Wert im Vergleich zum jährlichen Pro-
Kopf-Ausstoß an CO
2
in Deutschland von rund zehn Tonnen. Laut
der Studie kann ein Fahrzeug mit herkömmlichem Verbrennungs-
motor acht Jahre gefahren werden, bevor es die Umwelt so stark
belastet wie die Produktion eines Akkus für das Model S. Fort
–
schritte bei der Akkuproduktion sollen dieses Problem in den kom
–
menden Jahren lösen.
General Motors und Ford geben Gewinnwarnungen ab
Ähnlich starken Gegenwind wie die deutschen Hersteller haben
auch die US-Konkurrenten, wenngleich aus anderer Richtung. So
bekommen sie vor allem die US-Strafzölle auf Stahl und Alumi
–
nium zu spüren. Daher warnte der dortige Branchenprimus Gene-
ral Motors, dass steigende Rohstoffkosten und der Anstieg des
Dollar gegenüber dem brasilianischen Real und dem argentini
–
Autoindustrie setzt auf E-Autos
schen Peso den Gewinn im laufenden Jahr mit insgesamt einer
Mrd. Dollar belasten werde und damit rund doppelt so stark wie
zuvor prognostiziert. Daraufhin ist die Aktie eingebrochen.
Der zweitgrößte US-Hersteller Ford hat ebenfalls eine Gewinnwar
–
nung abgegeben; nach dem Kursrutsch notiert das Papier am
Sechs-Jahres-Tief. Finanzchef Bob Shanks prognostizierte, dass
die Rohstoffkosten 2018 um 1,6 Mrd. Dollar zulegen würden,
nachdem er zuvor von 1 Mrd. ausgegangen war. Die Rohstoffkos-
ten seien im vergangenen Quartal um rund 300 Mio. Dollar gestie
–
gen, rund 145 Mio. davon seien auf Strafzölle zurückzuführen.
Shanks warnte, dass Ford vor einem großen Konzernumbau stehe,
der in den nächsten drei bis fünf Jahren Restrukturierungskosten
von 11 Mrd. Dollar verursachen werde.
PSA gelingt der Turnaround bei Opel
Eine der erfreulichen Ausnahmen im Automobilsektor ist der fran-
zösische Konzern PSA mit seinen Marken Peugeot, Citroën und
DS. PSA-Chef Carlos Tavares war es gelungen, im ersten Halbjahr
bei der Tochter Opel einen bereinigten Gewinn von rund 500 Mio.
Euro zu erwirtschaften, was Investoren begeistert hat. Der Konzern
sagte
8
, er mache gute Fortschritte, die Kosten für die Entwicklung
neuer Modelle zu senken. Allerdings hat das Unternehmen seine
Aktivitäten im Iran, dem größten Markt des Konzerns außerhalb
Frankreichs, auf Eis gelegt, um nicht gegen die US-Sanktionen zu
verstoßen. Dem Konzern kommt zugute, dass er rund drei Viertel
seiner Umsätze in Europa macht, aber nicht in den USA aktiv ist.