Geheimnis der Immunabwehr entschlüsselt
SC-Form: So kämpfen Peptide gegen Giftstoffe (Grafik: lu.se) |
Lund (pte004/16.08.2018/06:15) –
Forscher der Lund University https://lunduniversity.lu.se haben gemeinsam mit Kollegen in Kopenhagen und Singapur sichtbar
gemacht, wie genau sich der menschliche Körper gegen Infektionen und
Entzündungen wehrt. Sie zeigen, wie körpereigene Peptide die Giftstoffe,
die Infektionen und Entzündungen mit sich bringen, einfangen und
neutralisieren. Dieses Wissen könnte die Entwicklung neuer Medikamente
ermöglichen, die die körpereigene Abwehr unterstützen, so die Forscher.
Gift aus den Zellwänden der Bakterien
Bei einer Entzündung muss der Körper sogenannte
Lipopolysaccharide (LPS) aus den Zellwänden der angreifenden Bakterien
neutralisieren. Das übernimmt das körpereigene Immunsystem, das sehr
schnell auf Angriffe, etwa von Bakterien, reagiert. Manchmal kommt es
allerdings zu einer Überreaktion, wenn Angriffe an mehreren Stellen
abgewehrt werden müssen. Letztlich führt das zu einer Sepsis, die oft
tödlich endet.
"Die Aufgabe der neutralisierenden Peptide ist seit
langem bekannt", sagt Artur Schmidtchen, Professor für Dermatologie und
Venenheilkunde in Lund. "Doch jetzt haben wir sichtbar gemacht, wie
genau sie vorgehen." Er und seine Kollegen nutzten moderne
biophysikalische Verfahren wie die Kernspinresonanzanalyse, um die
Arbeit der Körperabwehr zu studieren. Dabei stellte sich heraus, dass
die Peptide eine C-förmige Struktur bilden, die es ihnen ermöglicht, die
gefährlichen LPS auszuschalten. Die Forscher wollen jetzt zunächst ein
Peptid-Gel zur verbesserten Wundheilung entwickeln, das genauso agiert
wie die Peptide der Körperabwehr.
Medikamente sind zu lange aktiv
"Heute wirken die meisten Medikamente universell", sagt
Schmidtchen. Dies berge die Gefahr, dass das Immunabwehrsystem
deaktiviert wird, was schädlich oder manchmal sogar gefährlich für den
Patienten sein könne. Die körpereigene Abwehr reagiere differenzierter.
Die Peptide wirken, anders als Medikamente, nur so lange, bis die Gefahr
gebannt ist. Es gebe im Normalfall keine Überreaktion. Außerdem sind
sie multifunktional. Sie können auf unterschiedliche Bedrohungen
reagieren. "Wir wollen mit neuen Medikamenten die natürliche Funktion
dieser Peptide imitieren", so Schmidtchen.
Nächste Aufgabe ist es, Medikamente nach dem Vorbild
der Natur zu entwickeln, die auch die Abwehr gegen den Befall von
inneren Organen und dem Auge unterstützen, ohne überzureagieren.