Gesundheitsforschung: Ohne Statistik keine Fortschritte

Leibniz-Einrichtungen in Karlsruhe, Bremen, Dortmund/Berlin und Erkner evaluiert

Die
Förderung von drei Leibniz-Forschungsinstituten und einem
Leibniz-Fachinformationszentrum soll fortgeführt werden. Das hat der
Senat der Leibniz-Gemeinschaft heute nach Abschluss der regelmäßigen
wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Bei allen vier Einrichtungen
soll die erneute Überprüfung der Fördervoraussetzungen nach dem
Regelturnus von sieben Jahren erfolgen, so die Empfehlung des
Leibniz-Senats an Bund und Länder.

Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:

·FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

·Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH, Bremen

·Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS e.V., Dortmund/Berlin

·Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung e.V., Erkner

Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:

1)FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

FIZ
Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur bietet
Informationsdienstleistungen für Wissenschaft und Forschung in
öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen an. Der Senat der
Leibniz-Gemeinschaft hat das Institut nun turnusgemäß evaluiert und hält
in der in der heute veröffentlichten Stellungnahme hervor, dass sich
das Institut in den vergangenen Jahren sehr gut weiterentwickelt habe.

Unter
den zahlreichen, stark genutzten Angeboten des Instituts seien der
international hoch anerkannte Patentinformationsdienst „STN
International“, außerdem auch Online-Zeitschriften und Datenbanken für
die Mathematik und die Chemie hervorzuheben. Der Senat begrüßt, dass FIZ
Karlsruhe seit einiger Zeit auch digitale Dienste z. B. zur
Erschließung von Sammlungen und Beständen für Bibliotheken, Archive und
Museen, insbesondere die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft,
entwickelt. Dieses neue Geschäftsfeld sei zukunftsweisend und
ausbaufähig. Es wird begrüßt, dass FIZ Karlsruhe Forschung und
Entwicklung seit der letzten Evaluierung erheblich ausgebaut hat.
Angesichts der hohen Bedeutung ausgezeichneter
Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft würdigt der Senat, dass
sich FIZ Karlsruhe diesbezüglich intensiv in der Beratung der Politik
auf nationaler und europäischer Ebene engagiere.

Der Senat unterstützt die Überlegungen von FIZ Karlsruhe, künftig auch entgeltfreie Open-Access-Dienste
für die Wissenschaft anzubieten. Er weist in diesem Zusammenhang darauf
hin, dass sich digitale Informationsangebote außergewöhnlich dynamisch
entwickeln, und begrüßt, wie erfolgreich sich FIZ Karlsruhe in den
vergangenen Jahren mit klaren strategischen Entscheidungen auf diesen
Wandel eingestellt habe. Der Senat empfiehlt dem Institut und seinen
Gremien, auf diesem Weg weiter voranzuschreiten. Man müsse sich bereits
frühzeitig mit etwaigen Auswirkungen von Innovationen in der Künstlichen
Intelligenz auf die Dienste und Produkte von FIZ Karlsruhe befassen.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung von FIZ Karlsruhe fortzusetzen.

2)Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH, Bremen

Das
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS in
Bremen untersucht, welchen Einfluss biologische, soziale und
individuelle Faktoren auf die Entstehung von chronischen,
nichtübertragbaren Erkrankungen wie etwa
Krebs, Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Das BIPS wurde 2013 nach einer positiven Beurteilung durch den
Wissenschaftsrat in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung im Rahmen der
Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen. Nun wurde das Institut erstmals durch
den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert.

In
der heute beschlossenen Stellungnahme hält der Senat fest, dass sich
das BIPS in den vergangenen Jahren äußerst erfolgreich entwickelt habe.
Auf der Grundlage umfangreicher, vor allem auch selbst erhobener
Datensätze erbringe das Institut, das Disziplinen von der Biostatistik
bis zur Medizin zusammenführe, hochwertige Forschungsleistungen. Das
BIPS entwickle im Anschluss an neue Erkenntnisse wichtige Maßnahmen zur
Prävention und berate intensiv Akteure aus der Praxis und der Politik.

Das
BIPS spiele in der nationalen und internationalen epidemiologischen
Forschung eine bedeutende Rolle, so der Leibniz-Senat. Es habe in Bremen
gemeinsam mit der dortigen Universität einen epidemiologischen
Schwerpunkt geschaffen und sei intensiv in die deutschlandweite NAKO Gesundheitsstudie eingebunden, einer langfristig angelegten Kohortenstudie zur
Erforschung von Volkskrankheiten. Auf europäischer Ebene habe das BIPS
mit Förderung der EU umfangreiche Daten erhoben in Bezug auf die
Gesundheit von Kindern. Sehr zu begrüßen sei außerdem, dass BIPS  2016
zu einem Kooperationspartner der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
ernannt worden sei.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des BIPS fortzuführen.

3)Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften – ISAS e.V., Dortmund/Berlin

Das
Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften (ISAS) hat sich das
anspruchsvolle Ziel gesetzt, neue und verbesserte analytische Verfahren,
Methoden und Geräte für eine auf den Menschen zugeschnittene
Präzisionsmedizin zu entwickeln. Ursprünglich, so der Senat in seiner
heute veröffentlichten Stellungnahme, habe das Arbeitsgebiet des
Instituts im Bereich der analytischen Chemie gelegen. Seit der
Jahrtausendwende seien die Arbeiten jedoch zunehmend auf die
Lebenswissenschaften und die Bioanalytik ausgeweitet worden.

Der
Senat hält fest, dass das ISAS seit der letzten Evaluierung
weiterführende strategische Entscheidungen getroffen habe. Die
Bioanalytik habe dabei erheblich an Bedeutung gewonnen. Auch sei am
Institut mit der Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein
interessantes neues Thema etabliert worden. Planungen für die nächsten
Jahre, die das ISAS mit seinen Ressourcen vorsieht, beurteilt der Senat
positiv. Die zur Begutachtung vorgelegten weitergehenden, nur mit
zusätzlichen Mittel realisierungsfähigen Planungen werden jedoch als
nicht ausgereift angesehen.

Insgesamt,
so der Senat, verfüge das ISAS über eine große disziplinäre Expertise
und ein beeindruckendes Portfolio modernster analytischer Methoden. An
seinen beiden Standorten in Dortmund und Berlin erbringe es sehr
überzeugende wissenschaftliche Leistungen, die zukünftig noch stärker im
Rahmen der vier fachübergreifenden Forschungsprogramme zusammengeführt
werden sollten.

Der
Senat würdigt auch den Einsatz des Instituts im Technologietransfer und
bei der Translation neuer Ergebnisse in die klinische Anwendung.
Abschließend hebt der Senat hervor, dass die ambitionierten Ziele des
Instituts sowohl wissenschaftlich interessant als auch
gesundheitspolitisch ausgesprochen relevant seien.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des ISAS fortzuführen.

4)Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung e.V., Erkner

Das
Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner
untersucht die Wechselwirkungen zwischen räumlicher und
gesellschaftlicher Entwicklung von Städten und Regionen.

In
seiner heutigen Stellungnahme würdigt der Senat, dass das IRS sein
Gesamtkonzept seit der letzten Evaluierung weiterentwickelt habe. Mit
der im Jahr 2016 erfolgten Umbenennung sei die sozialwissenschaftliche
Perspektive des Instituts sichtbarer geworden. Das IRS solle nun ein
prägnantes Mission Statement für das gesamte Institut
formulieren. Die Publikationsleistung des Instituts sei insgesamt
überzeugend, könne in einzelnen Abteilungen aber noch gesteigert werden.
Das IRS erbringe erfolgreich wissenschafts­basierte Beratungsleistungen
für Politik und Verwaltung.

Das
IRS unterhält ein Archiv mit Materialien und Unterlagen zur Bau- und
Planungsgeschichte der DDR und betreibt auf dieser Grundlage eigene
historische Forschung. Der Senat hält fest, dass das Institut diese
einzigartigen Sammlungsbestände empfehlungsgemäß stärker in den Fokus
gerückt habe, und befürwortet Planungen für deren weitergehende
Erschließung.

Insgesamt,
so der Senat, bündele das IRS die Breite sozialwissenschaftlicher
Disziplinen mit Raumbezug. Es bearbeite gesellschaftlich relevante
Themen aus grundlagen- und anwendungsbezogener Perspektive und
entwickele seine Sammlungen kontinuierlich und nachhaltig weiter.

Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IRS fortzusetzen.

Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/

Hintergrund:

Jede
Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle
sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige, die durch
schriftliche Unterlagen und bei einem Evaluierungsbesuch informiert
werden, bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung. Die
Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht
festgehalten, zu dem das evaluierte Institut Stellung nehmen kann. Auf
dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine
wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur
weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält. Diese
Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von
Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen.
Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und
Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der
Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf
der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der
Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit
Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.