Rauchen erhöht Risiko für Rheuma

Rauchen erhöht Risiko für Rheuma und verschlimmert rheumatische Schäden

Berlin,
Mai 2018 – Raucher erkranken nicht nur häufiger an Rheuma als andere
Menschen. Die Gelenkzerstörung schreitet bei ihnen auch rascher voran.
Sieben Zigaretten am Tag steigern das Erkrankungsrisiko für eine
rheumatoide Arthritis um mehr als das Doppelte. Die Deutsche
Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) rät den Patienten deshalb
anlässlich des Welt-Nichtrauchertages am 31. Mai eindringlich, auf das
Tabakrauchen zu verzichten.

Mit
jedem Zug an einer Zigarette gelangt eine Mischung aus etwa 4.000
Substanzen in die Lungen. Die meisten Schadstoffe verteilen sich über
den Blutkreislauf im Körper. Rauchen schädigt deshalb nicht nur die
Atemwege, sondern alle Gewebe und Organe. Zu den weniger bekannten
Folgen gehört der schlechte Einfluss auf rheumatische Erkrankungen. Die
Gründe sind nach Auskunft von Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz,
Präsident der DGRh und Leiter der Sektion Rheumatologie am
Universitätsklinikum Heidelberg, nicht genau bekannt: „Wir vermuten
aber, dass Rauchen Fehlfunktionen des Immunsystems hervorruft, die bei
bestimmten Menschen den letzten Anstoß zur Entwicklung einer
rheumatoiden Arthritis geben können.“ Rauchen, so der Experte, könnte
die Bildung der Antikörper fördern, die die Gelenkhaut attackieren und
dadurch die Zerstörung der Gelenke in die Wege leiten.

Die
Studienergebnisse sind eindeutig: Starke Raucher erkranken deutlich
häufiger an einer rheumatoiden Arthritis. Besonders gefährdet sind
Frauen. Bereits weniger als sieben Zigaretten am Tag steigern das
Erkrankungsrisiko um mehr als das Doppelte. Das Risiko steigt bereits
nach wenigen Jahren an und es hält noch bis zu 15 Jahre nach dem
Rauchstopp an.

Raucher
haben außerdem ein höheres Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen als
nicht-rauchende Rheumapatienten. Zudem schlagen Therapien schlechter an:
„Rauchen kann auch die Wirksamkeit von Rheumamedikamenten und hier vor
allem der neueren Biologika schwächen,“ erklärt Professor Lorenz: „Diese
Patienten benötigen deshalb unter Umständen höhere Dosierungen und sind
dadurch vermehrt den Nebenwirkungen der Rheumamittel ausgesetzt.“

Frühere
Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Rauchen das Fortschreiten der
Erkrankung beschleunigt. Eine neue Untersuchung aus Schweden ergab, dass
es bei Rauchern bereits zu Beginn der Erkrankung häufiger zu einer
raschen Zerstörung der Gelenke kommen kann. Emil Rydell von der
Universität in Lund und Mitarbeiter haben eine Gruppe von
Rheuma-Patienten über mehr als fünf Jahre begleitet. Bei jedem fünften
Patienten kam es während dieser Zeit trotz Behandlung zu einer raschen
Verschlechterung, die sich auf den Röntgenbildern als zunehmende
Verschmälerung des Gelenkspalts und durch Erosionen des Knochens zeigte.
Raucher waren besonders häufig betroffen. Wie Rydell in der
Fachzeitschrift Arthritis Research & Therapy (2018; 20: 82)
berichtet, kam es bei aktiven Rauchern 3,6-fach häufiger zu einer
schnellen Schädigung der Gelenke. Bei früheren Rauchern war das Risiko
noch um den Faktor 2,79 erhöht.

„Die
ersten Monate und Jahre nach Beginn der Symptome sind bei der
rheumatoiden Arthritis eine entscheidende Phase“, sagt Professor Lorenz.
Eine frühzeitige Behandlung kann heute viele Patienten vor einer
Zerstörung der Gelenke und einem Verlust der Lebensqualität bewahren.
„Bei Rauchern beobachten wir leider häufig, dass die Erkrankung sich
nicht ausreichend kontrollieren lässt“, sagt der Rheumatologe. Ein
Rauchstopp gehört deshalb zu den wichtigsten Begleitmaßnahmen der
Rheumatherapie: „Alle Patienten sollten spätestens mit der ersten
Einnahme der Medikamente mit dem Rauchen aufhören.“ Diesen Rat müsse
jeder behandelnde Rheumatologe seinen Patienten im Rahmen der Behandlung
mit auf den Weg geben.