Globales Satelliten-Web vermüllt das All noch mehr
Schrott in der Umlaufbahn: Erdorbit als Mülldeponie (Foto: southampton.ac.uk) |
Darmstadt/Southampton (pte027/19.04.2017/11:30) –
Pläne zur Errichtung einer "Mega-Konstellation" aus tausenden von
Satelliten, die zusammen ein weltumspannendes kabelloses Internet
ermöglichen sollen, erhöhen das Risiko von Kollisionen im All und lassen
ein gefährlich dichtes Netz aus Weltraumschrott in der Erdumlaufbahn
entstehen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des
britischen Luft- und Raumfahrttechnikers Hugh Lewis von der University
of Southampton http://southampton.ac.uk , die vor der Umsetzung entsprechender Ideen aus dem Hause von Google,
SpaceX, Boeing oder Samsung warnt. In einer Simulation blickte er dabei
gut 200 Jahre in die Zukunft und konnte zeigen, dass derart viele
Satelliten das Risiko für "katastrophale Kollisionen" um 50 Prozent nach
oben schnellen lassen würden.
"Drastischen Konsequenzen"
"Google, SpaceX, Boeing und Samsung sind nur einige der
Namen von Unternehmen, die darum wetteifern, ein globales
Breitband-Internet zu etablieren, indem sie tausende von winzigen
Satelliten ins Weltall schießen", erklärt Hugh Lewis bei der
Präsentation seiner Studienergebnisse im Rahmen der "7th European
Conference on Space Debris" http://conference.sdo.esoc.esa.int , die derzeit im Zentrum der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) http://esa.int in Darmstadt über die Bühne geht. Der Luft- und Raumfahrtexperte hat in
einer Computersimulation genau berechnet, welche "drastischen
Konsequenzen" die Umsetzung von solchen Plänen für den Erdorbit mit sich
bringen würde.
"Die Konstellationen, die schon ab dem nächsten Jahr
für einen Start ins All vorgesehen sind, setzen sich aus einer bisher
nicht dagewesenen Zahl von Satelliten zusammen. Wenn diese
Konstellationen ohne große Überlegungen starten, werden wir einen
deutlichen Effekt im Orbit zu spüren bekommen, weil es zu einer
steigenden Zahl von Kollisionen kommen wird", stellt der Wissenschaftler
klar. Mit jedem Zusammenstoß würde sich das Risiko dann noch weiter
steigern. "Je mehr Weltallschrott dadurch entsteht, desto größer wird
die Wahrscheinlichkeit weiterer Kollisionen und das Potenzial für
Schäden an den Services, die diese Satelliten eigentlich bereitstellen
wollen", so Lewis.
750.000 Objekte im Orbit
Laut ESA-Angaben befinden sich aktuell rund 750.000
Objekte in einer erdnahen Umlaufbahn, die größer als ein Zentimeter
sind. Damit stellt der Weltallschrott ein gewichtiges Problem dar, wenn
es darum geht, neue Satelliten und Raumfahrzeuge in den Weltraum zu
entsenden. Die im Orbit befindlichen Objekte bewegen sich mit einer
durchschnittlichen Geschwindigkeit von 40.000 Kilometern pro Stunde.
"Bei einem Zusammenstoß solcher Objekte wird etwa die Energie frei, die
bei der Explosion einer Handgranate entsteht. Das kann potenziell
äußerst dramatische Konsequenzen für Satelliten im Orbit haben", ist
Lewis überzeugt.