Menschenaffen vor dem Aussterben

Nächste Verwandte des Homo sapiens könnten bald ausgestorben sein

Cambridge (pte/03.09.2005/10:15) – Die Menschenaffen der Erde blicken
keiner rosigen Zukunft entgegen: Innerhalb einer Menschen-Generation
könnte ihnen der nächste Verwandte, der Homo sapiens, sie fast völlig
ausrotten. Zu diesem Schluss kommt der soeben veröffentlichte "World
Atlas of Great Apes" http://www.unep-wcmc.org, der von der
UN-Umweltorganisation UNEP http://www.unep.org erschienen ist.

Die Orang-Utans in Indonesien leiden unter Bergbau, Kahlschlag und
neuen Krankheiten. Innerhalb der kommenden fünf Jahre wird der
Lebensraum der "Waldmenschen" – wie sie auf Malaysisch heißen – um
weitere 50 Prozent zurückgehen. Auch für die Schimpansen sieht es nicht
gut aus: Auf mehr als 20.000 Menschen kommt ein einziges Tier. Nach
Angaben der Autorin Lera Miles vom World Conservation Monitoring Centre
in Cambridge sind alle Menschenaffen-Spezies entweder "bedroht" oder
"kritisch bedroht". "Kritisch bedroht bedeutet, dass die Zahl der Tiere
um 80 Prozent zurückgegangen ist, oder innerhalb von drei Generationen
so zurückgehen wird", so Miles.

Eine der am schlimmsten betroffenen Arten sind die Sumatra-Orang-Utans.
Nur noch etwa 7.300 Tiere leben in der Wildnis in der Region um Aceh.
Die Provinz ist vielen Menschen ein Begriff, da hier der Tsunami vom
Dezember 2004 den größten Schaden angerichtet hat. Hinzu kommen noch
Konflikte zwischen Separatisten und der indonesischen Zentralregierung,
die schon fast 30 Jahre dauern und erst Mitte August beigelegt wurden.
"Die Ironie an der Sache ist jedoch, dass dies nur für die Menschen
eine Erlösung bedeutet, denn die Waldgebiete werden zusehends mehr
gerodet – legal und illegal", berichtet Miles. Bei einer solchen
Entwicklung werden in 50 Jahren nur noch 250 in freier Wildbahn lebende
Tiere vorhanden sein. Etwas besser sehe es auf der Insel Borneo aus.
Dort gibt es noch etwa 45.000 wild lebende Orang-Utans.

Extrem bedroht sind auch die Berggorillas in der Region zwischen
Nigeria und Kamerun und in der Demokratischen Republik Kongo (dem
ehemaligen Zaire). Nur noch zwischen 700 und 250 Tiere sind am Leben.
"Viele der Gorillas sterben an Ebola", bestätigt Miles. Unklar ist den
Forschern allerdings, warum. "Ein möglicher Zusammenhang könnte in der
raschen Abholzung des Waldes liegen. Möglicherweise wird der
Krankheitserreger von einer bis dato unbekannten Tierart
weiterverbreitet", erklärt die Expertin. Ein ähnliches Schicksal
bedroht auch Schimpansen und Zwergschimpansen, die Bonobos. Sie werden
immer öfter Opfer von Erkrankungen und Jägern, die das Fleisch
verkaufen. Auch Afrikas Wälder droht der Kahlschlag: Besonders in den
90-er Jahren gingen die Bestände rasch zurück.