Wissenschaft im Dialog-Pressemitteilung, 7. Februar 2017
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane: Der Gewinner des Kunstwettbewerbs steht fest!
Endpunkt Europa: Kunst an Bord der MS Wissenschaft
Wenn
das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft am 24. April 2017 in Bonn
startet, wird als Teil der Mitmach-Ausstellung auch der Gewinnerbeitrag
des Kunstwettbewerbs „Meere und Ozeane“ mit an Bord sein. Bei dem mit
6000 Euro dotierten Wettbewerb wurden künstlerische Arbeiten gesucht,
die an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst aktuelle
Forschungsfragen, wichtige Entdeckungen oder historische Aspekte rund um
Meere und Ozeane aufgreifen. Unter 178 Einreichungen wählte die
fünfköpfige Jury die Arbeit „Endpunkt Europa“ von Felix Kiessling aus.
In
seiner Arbeit beschäftigt sich Felix Kiessling mit der Frage, was genau
eine Küste ist. Als Schnittstelle zwischen Land und Meer ist sie beides
zugleich, eine exakte Grenze ist nicht sichtbar. Die Bestimmung eines
Punktes oder einer Länge ist immer abhängig von der Feinheit der
Messung. Eine feinere Messung führt zu einer größeren Küstenlänge, weil
mehr Details in Betracht gezogen werden. Der Künstler begibt sich in
seiner Arbeit auf die Suche nach den äußersten Punkten Europas. Er legt
einen Zipfel Küste fest, entnimmt ein Sandkorn und definiert es als
vermeintlich nördlichstes und südlichstes Ende Europas. Die Suche nach
dem Ende geht weiter: Das Sandkorn wird mit einem Elektronenmikroskop
untersucht. In der Kleinheit seiner Struktur nähern wir uns seinem
äußersten Endpunkt weiter an. Felix Kiessling ermöglicht es dem
Betrachter einen Punkt zu bereisen, den es eigentlich nicht gibt.
Die
Visualisierung zeigt den nördlichsten Punkt des europäischen
Festlandes, Kinnarodden in Norwegen, und den südlichsten Punkt in
Tarifa, Spanien. Die Visualisierung kann unter Nennung der Quelle,
Endpunkt Europa – Visualisierung, Felix Kiessling, verwendet werden.
Die
Jury wählte den Entwurf von Felix Kiessling wegen seiner herausragenden
künstlerischen Qualität. Der Künstler hinterfragt auf vielschichtige
Weise die Illusion menschlicher Wahrnehmung. Die exakte Vermessung
Europas wird ebenso in Frage gestellt wie politische, wissenschaftliche
und künstlerische Methoden, Grenzen zu definieren. Mit der Bestimmung
der Endpunkte nimmt die Arbeit spielerisch Bezug auf
naturwissenschaftliche Exaktheit. Die Nutzung der Elektronenmikroskopie
stellt zudem einen Transfer aus dem Technologie-Bereich dar, so dass in
Kiesslings Entwurf Kunst, Wissenschaft und Technik miteinander in
Austausch treten. Im Titel schwingen politische Aspekte von Europa als
Zufluchtsort vieler Verfolgter mit, der sich nicht immer als solcher
bewahrheitet. Nicht zuletzt berührt die Arbeit die Gefühle der
Betrachter über das Reisen und der mit ihr verbundenen Sehnsucht, neue
Orte zu entdecken. Hier schließt sich der Kreis zur Erforschung von
Meeren und Ozeanen, die immer mit Expeditionen ins Unbekannte verbunden
sind.
Felix Kiessling (*1980) lebt und arbeitet in Berlin.
2014 hat er als Meisterschüler bei Olafur Eliasson am Institut für
Raumexperimente und der Universität der Künste Berlin sein Studium
abgeschlossen. In seinen konzeptuellen, oft wissenschaftlichen Arbeiten,
hinterfragt der Künstler die Grenzen und Parameter der menschlichen
Wahrnehmung. Präzision und Skalierung sind grundlegend für die Arbeiten
von Felix Kiessling.
Zwischen
April und Oktober 2017 legt die MS Wissenschaft in über 40 Städten in
Deutschland und Österreich an. Nach dem Start in Bonn fährt sie
rheinaufwärts nach Koblenz. Weitere Stationen sind unter anderem
Saarbrücken, Karlsruhe, Stuttgart, Frankfurt am Main, Würzburg, Passau
und Linz (Österreich). Die Arbeit von Felix Kiessling ergänzt dabei die
rund 30 wissenschaftlichen Mitmach-Exponate um einen künstlerischen
Blick auf das Ausstellungsthema.
Mehr Informationen und den kompletten Tourplan der MS Wissenschaft (online ab Ende Februar) gibt es auf der Webseite www.ms-wissenschaft.de