Ultraschall-basierte Methode verbessert die Diagnostik deutlich
Berlin
– Etwa jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat Knoten in der
Schilddrüse. Doch sind diese bösartig oder gutartig? Das zu
unterscheiden ist nicht einfach. Die diagnostische Differenzierung ist
jedoch maßgeblich für die Therapiewahl – noch immer werden dafür viele
Schilddrüsenknoten operiert. Eine Multicenter-Studie der Deutschen
Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) macht Hoffnung auf
eine differenziertere, operationsfreie Diagnose. Sie zeigt, dass
Ultraschall als bildgebendes Verfahren gemeinsam mit einer
Ultraschall-basierten Messung der Gewebeelastizität, der Strain
Elastografie (SE), die differenziertere Unterscheidung zwischen gut- und
bösartigen Knoten deutlich verbessert.
Ärzte
setzen zur Diagnose von Verwachsungen in der Schilddrüse den
medizinischen Ultraschall als bildgebendes Verfahren ein. Um Patienten
für einen möglicherweise darauf folgenden chirurgischen Eingriff besser
zu selektieren, werden nicht-invasive diagnostische Verfahren – wie die
ultraschallbasierte Strain Elastografie – immer weiter optimiert. Mit
der neuen Studie wollten die Ultraschall-Experten herausfinden, welchen
Stellenwert diese Methode bei der Differenzierung von Schilddrüsenknoten
hat. Das Ergebnis: In der Untersuchung wurden 90 Prozent der Knoten
korrekt als gutartig erkannt, wenn Ultraschall und Elastografie
gemeinsam angewendet wurden. „Die Studie zeigt, dass die Strain
Elastografie als zusätzliche Ultraschallfunktion die Diagnostik der
Schilddrüse deutlich verbessert“, sagt Professor Dr. med. Jörg Bojunga,
Leiter der Schwerpunkte Diabetologie/Endokrinologie und
Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt. „Damit könnte die
Zahl der diagnostischen Operationen zukünftig reduziert werden.“
Bösartiges Tumorgewebe sei weniger elastisch als gutartiges, daher könne
mit Hilfe der Elastografie besser differenziert werden, um welche
Gewebeart es sich genau handele, so Bojunga. Damit ist es auch gezielter
möglich, Patienten zu identifizieren, die einer weiteren Diagnostik wie
der Feinnadelpunktion zugeführt werden müssen. Bojunga hat die Studie
unter anderem in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Mireen Friedrich-Rust,
DEGUM-Expertin und Oberärztin am Zentrum für Innere Medizin am
Universitätsklinikum Frankfurt am Main, herausgebracht.
Für
die Studie wurden 602 Patienten mit 657 Schilddrüsenknoten (567 davon
gutartig, 90 bösartig) an sieben deutschen Zentren für Innere Medizin
untersucht. Die Knoten der Erkrankten waren jeweils größer als fünf
Millimeter. Die Teilnehmer der Studie erhielten zusätzlich zu einer
Ultraschall-Untersuchung inklusive Farbduplex-Ultraschall auch eine
Strain Elastografie. Die Untersuchungen wurden von Medizinern
durchgeführt und ausgewertet, die viele Erfahrungen mit beiden Methoden
haben.
Ein
Gefühl wie bei einem Kloß im Hals, ein Druckgefühl, Heiserkeit oder
Räusperzwang – große Schilddrüsenknoten können sich auf unterschiedliche
Art bemerkbar machen. Wer solche Beschwerden spürt, sollte sich von
einem Facharzt für Schilddrüsenerkrankungen – einem Endokrinologen –
untersuchen lassen. Die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, dass die
Knoten bösartig sind, ist gering. Schilddrüsenkrebs ist in Deutschland
eine seltene Tumorerkrankung. Und wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt
wird, gelten die Heilungschancen als sehr gut. „Menschen mit gutartig
diagnostizierten Schilddrüsenknoten sollten einmal jährlich zur
Kontrolluntersuchung gehen“, empfiehlt Experte Bojunga.