Therapieresistenten Leukämiezellen auf der Spur

Neuherberg, 14.12.2016. Dr. Irmela
Jeremias vom Helmholtz Zentrum München ist es zusammen mit Kollegen
gelungen, eine kleine Population nicht aktiver Leukämiezellen zu finden,
die für einen Rückfall bei Leukämie verantwortlich ist. Nun ist der Weg
für die Erforschung neuer Therapien geebnet, die den Krankheitsrückfall
verhindern, indem sie verbliebene, sogenannte schlafende Leukämiezellen
beseitigen. Die Forschungsergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift
Cancer Cell veröffentlicht worden.

Chemotherapien scheitern bei Leukämie oft
daran, dass resistente Zellen die Behandlung überleben und einen
Krankheitsrückfall (Rezidiv) herbeiführen. Daher sind neue Therapien
nötig, die diese Zellen beseitigen. Den Wissenschaftlern um Jeremias,
Leiterin der Forschungsgruppe ‚ Apoptosis‘ in der Abteilung Genvektoren
(AGV) am Helmholtz Zentrum München ist es erstmals gelungen,
therapieresistente Zellen zu isolieren und zu charakterisieren. „Bisher
waren die verantwortlichen biologischen Prinzipien des Rückfalls bei
Leukämie nicht vollständig verstanden“, sagt Jeremias. „Mit unserem
neuen Ansatz, schlafende Zellen zu isolieren, haben wir erstmals die
Möglichkeit Therapien zu entwickeln, die diese Zellen ausschalten“.

Isolierte Zellen sprechen auf Medikamente an

„Wir haben eine Methode gefunden, die
schlafenden Leukämiezellen aus ihrer Umgebung herauszulösen. In dieser
sind sie nämlich nicht für Therapeutika angreifbar“, erklärt Sarah
Ebinger, Doktorandin der AGV und Erstautorin des Artikels. Mit Hilfe von
moderner Gentechnik und Farbstoffen, die Wucherungen markieren,
isolierten die Wissenschaftler Zellen und fanden dabei eine selten
auftretende Art, die in ihren Eigenschaften den Rückfall auslösenden
Zellen glichen. Sie waren inaktiv und therapieresistent. „Wir haben dann
festgestellt, dass diese Zellen, sind sie einmal aus ihrer Umgebung
herausgelöst, sehr wohl therapiesensitiv sind und auf Therapeutika gut
reagieren“, fügt Erbey Özdemir, Doktorand der AGV, hinzu. „Wir sind
damit dem Ziel, einen Krankheitsrückfall bei Leukämieerkrankten zu
verhindern, einen kleinen Schritt näher gekommen“, sagt Jeremias. „Dies
kann die Grundlage dafür sein, eine Therapieform zu finden, um
verbliebene Leukämiezellen nach einer Chemotherapie zu vernichten und so
einen Rückfall auszuschließen“.

Weitere Informationen

Original Publikation
Ebinger
S. et al. (2016): Characterization of Rare, Dormant, and
Therapy-Resistant Cells in Acute Lymphoblastic Leukemia; Cancer Cell,
DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.ccell.2016.11.002

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das
Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention
weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und
Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken
von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums
liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München
beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der
Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und
medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten
angehören. www.helmholtz-muenchen.de/

Die Abteilung Genvektoren erforscht das Epstein-Barr Virus (EBV), ein Tumorvirus des Menschen, und
dessen Beitrag zu verschiedenen Erkrankungen.  Ziel ist es
herauszufinden, wie das Immunsystem im gesunden Individuum EBV und
andere menschliche Herpesviren in Schach hält, und welche
Immunkontrollen im Patienten versagen. Die Entstehung von Tumoren des
Immunsystems – Leukämien und Lymphome – ist ein weiterer Schwerpunkt.
Mittelfristig sollen neue Medikamente, Impfstoffe gegen EBV und neue
Zelltherapien entwickelt werden, um Infektionserkrankungen, Leukämien
und Lymphome zu behandeln oder zu verhindern. http://www.helmholtz-muenchen.de/en/agv