Virtuelles Sezieren – Meilenstein am Anatomischen Institut

Didaktischer Meilenstein am Anatomischen Institut: virtuelles Sezieren

Studierende der Medizin und Zahnmedizin beschreiten am Anatomischen Institut der Medizinischen Fakultät, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), neue Wege des interaktiven Lernens. Seit diesem Semester steht den angehenden Medizinerinnen und Medizinern zum Studieren der menschlichen Anatomie ein virtueller Seziertisch (Anatomage Table) zur Verfügung. Auf dem zwei Meter langen Touchscreen des fahr- und schwenkbaren Tisches werden anatomische Strukturen in ihren räumlichen Zusammenhängen dreidimensional dargestellt. Die Studierenden können einzelne Organsysteme, Muskelgruppen, Nerven, Blut- und Lymphgefäße für spezifische Körperregionen betrachten. Mit einem virtuellen Skalpell können sie verschiedene Schnitte ausführen und so schichtweise und detailliert alle Körperregionen erkunden.

„Parallel zu den Abbildungen verschiedener Körperregionen können die Studierenden auf dem virtuellen Seziertisch auch Daten aus der Schnittbildgebung, zum Beispiel Computertomographie oder Magnetresonanztomographie, einblenden und so den direkten klinischen Bezug herstellen“, erklärt Professor Thilo Wedel, einer der Direktoren am Anatomischen Institut und Initiator der Integration des Anatomage Tables in den Unterricht. „Auf der anderen Seite ist es auch möglich, viele interessante Einzelfälle mit pathologischen Veränderungen den normalen anatomischen Verhältnissen gegenüberzustellen.“

„Der virtuelle Seziertisch wird das Präparieren an Körperspendern sicherlich nicht ersetzen können“, sagt Professor Bodo Kurz, einer der Leiter des Präparierkurses, den Studierende im ersten Studienabschnitt am Anatomischen Institut absolvieren müssen. „Die Vermittlung der haptischen Gewebekonsistenzen und realen Dreidimensionalität gelingt nur im Präparierkurs.“ Allerdings eröffne der virtuelle Seziertisch für die computer-affine Generation der Medizinstudierenden hervorragende Optionen, anatomische Lehrinhalte interaktiv zu erlernen, zu trainieren und frühzeitig mit den gängigen diagnostischen Bildgebungsverfahren zu verknüpfen. „Mit dem Anatomage Table haben wir unser Lehrmittelangebot nochmals verbessert und einen weiteren didaktischen Meilenstein gesetzt“, sagen Wedel und Kurz. Die Kosten für das Gerät belaufen sich auf rund 80.000 Euro und wurden aus Universitätsmitteln bezahlt.