Standorte für Wasserkraftwerke

Big Data bestimmt Standorte für Wasserkraftwerke

Neue Software soll Kleinturbinen in England zum Durchbruch verhelfen

Blick in Google Earth: Da sollte ein Kraftwerk stehen (Foto: le.ac.uk)
Blick in Google Earth: Da sollte ein Kraftwerk stehen (Foto: le.ac.uk)

Leicester (pte002/15.04.2015/06:05) –

Forscher an der University of Leicester http://le.ac.uk entwickeln zusammen mit dem Industriepartner High Efficiency Heating http://hehuk.co.uk derzeit eine Software, die die Nutzung von Wasserkraft in
Großbritannien revolutionieren soll. Das System greift auf
Big-Data-Analysen zurück – unter anderem auf Satellitenbilder, um
automatisch optimale Standorte für Kleinkraftwerke an Flüssen zu finden.
Das könnte die Nutzung erneuerbarer Energien erleichtern.

"Wir sprechen hier potenziell von tausenden günstigen
Turbinen mit zehn bis 20 Kilowatt, installiert an urbanen Flüssen, nahe
am Verbraucher und nahe an problemfreien Netzanbindungspunkten", erklärt
Projektberater Martyn Cowsill. Um ein Netz solcher Kleinkraftwerke
sinnvoll zu ermöglichen, müssten Standorte leicht gefunden werden. Eben
das soll die Software ermöglichen. Die Projektpartner haben dabei
zunächst eine Machbarkeitsstudie am River Tame bei Manchester
durchgeführt und eine Reihe von Lösungen für vorgegebene
Turbinenkonfigurationen gefunden.

Daten für kleine Kraftwerke

Die Idee für das Projekt kam ursprünglich von High
Efficiency Heating. Die Firma hat sich damit an Big-Data-Experten der
Universität gewandt. Denn um automatisiert geeignete Standorte für
Kleinkraftwerke zu finden, müssen große Datenberge bewältigt werden.
"Unser Tool nutzt beinahe 30 Datensätze nationaler Größe, die kostenlos
verfügbar sind", so Kevin Tansey, Lektor für Fernerkundung an der
University of Leicester. Dazu zählen gute Höhendaten der staatlichen
Environmental Agency, die eine Abschätzung des Gefälles erlauben.

Die Ergebnisse erster Feldtests am River Tame im
Oktober 2014 verliefen Tansey zufolge sehr gut. Die Lösung sei auch
alltagstauglich. "Wir haben ein sehr visuelles, sehr interaktives
Nutzerinterface in Google Earth erstellt, das die verschiedenen Lösungen
an unterschiedlichen Standorten und ihre Kosten zeigt", erklärt Tansey.
Damit ist es leicht, Auswertungen auch vor Ort bei Landbesitzern oder
Turbinenherstellern zu zeigen. "Wir können das Tool nutzen, um mögliche
Standorte an jedem beliebigen Flussabschnitt im Land zu zeigen", so der
Forscher.

Umgänglicherer Ökostrom

Die Projektpartner sind vom Potenzial der Lösung
überzeugt, da sie einen einfacheren Zugang zu Wasserkraft bietet. Denn
die Standortfindung für kleine Wasserkraftwerke wird viel schneller und
günstiger. Das könnte sich im Ökostrom-Zeitalter doppelt rentieren.
"Wasserkraft ist eine Stufe besser als Solar oder Wind, weil Flüsse rund
um die Uhr laufen", unterstreicht Cowsill. Die Anlagen können Strom
also genau dann liefern, wenn er benötigt wird. Ein Zwischenspeichern
ist im Gegensatz zu Wind- und Solarenergie nicht nötig.