Nasenknorpel heilen kaputte Gelenke

Knieschäden: Nasenknorpel heilen kaputte Gelenke

Neues Transplantationsverfahren erfolgreich bei Patienten durchgeführt

Knie-OP: Transplantation von Nasenknorpeln (Foto: pixelio.de, Lothar Wandtner)
Knie-OP: Transplantation von Nasenknorpeln (Foto: pixelio.de, Lothar Wandtner)

Basel (pte011/04.09.2014/11:35) –

Nasenknorpel können geschädigtes Kniegewebe ideal ersetzen, wie eine neue Studie des Universitätsspitals Basel http://unispital-basel.ch zeigt. Das Team um Ivan Martin hat bereits bei neun Patienten
Transplantationen vorgenommen. Knorpel haben – anders als viele andere
Teile des Körpers – nur eine sehr eingeschränkte Fähigkeit zur
Regeneration. Sportunfälle oder Stürze können zu einem Knorpelverlust
führen. Es kann jedoch auch durch Krankheiten wie Arthrose zu einer
Degeneration kommen. Therapien sind oft nur eingeschränkt möglich.

Erste Experimente mit Ziegen

Knorpelzellen aus der Nasenscheidewand sind für ihre
Fähigkeit bekannt, neue Knorpelmasse zu bilden. Es war jedoch nicht
klar, ob das Gewebe aus der Nase mit einem Gelenk aus einem anderen Teil
des Körpers übereinstimmen würde. Die Wissenschaftler haben Tests mit
Zellen aus der Nasenscheidewand von Ziegen begonnen.

Die Gelenke der Tiere verfügen laut den Experten über
eine Anatomie, die jener der Menschen sehr ähnlich ist. Die Forscher
fügten in der Folge Wachstumsfaktoren hinzu, um die Anzahl der Zellen zu
erhöhen und sie dazu zu bringen, neue Knorpel auszubilden. In einem
nächsten Schritt wurde dieses Gewebe den Ziegen implantiert – mit
Erfolg.

Gewebe verändert sich genetisch

Laut "Science Translational Medicine" http://stm.sciencemag.org fügten sich die Knorpel nicht nur perfekt in ihre neue Umgebung ein,
sie stellten auch die geschädigten Kniegelenke wieder her. Das neue
Gewebe veränderte sich auch genetisch in Richtung Kniegewebe. Es begann
Gene zu exprimieren, die man sonst bei normalem Kniegewebe erwarten
würde.

"Es zeigte sich, dass die Nasenzellen über die
Formbarkeit verfügten, sich umzuwandeln und sich der neuen Umgebung voll
anzupassen", unterstreicht Martin. Der Erfolg dieser Experimente führte
zu ersten Tests mit Patienten. Vor eineinhalb Jahren erhielten neun von
ihnen mit akuten Schädigungen der Knieknorpel Transplantate. In zwei
Wochen gelang es, ausreichend Nasenzellen von jedem Freiwilligen
herzustellen.

Es dauerte weitere zwei Woche, bis ein drei Mal vier
Zentimeter großes Gewebestück entstanden war, das transplantiert wurde.
"Bis jetzt haben alle neun Patienten Fortschritte beim Einsatz ihrer
Kniegelenke gemacht, und auch die Schmerzen sind weniger geworden", so
Martin. Er will nun erforschen, wie die langfristigen Erfolgsaussichten
des neuen Ansatzes sind. Der Fachmann sieht derzeit keinen Grund, warum
er nicht den Millionen Patienten helfen sollte, die ihre Knieknorpel zum
Beispiel aufgrund einer Arthrose eingebüßt haben.