Müssen wir demnächst die Rinder taufen?

Lernverhalten von Färsen untersucht  –  Rinder hören auf eigenen Namen

Rinder sind in der Lage, auf individuelle Namen zu reagieren und diese auch über längere Zeiträume zu behalten. Das ist das Ergebnis einer Studie, durchgeführt von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub. Moderne Haltungssysteme stellen mit ihren automatisierten Abläufen hohe Anforderungen an das Lernverhalten von Rindern. Das macht spezifische Kenntnisse zur Konditionierbarkeit der Tiere erforderlich.

Den Färsen wurden „ihre“ dreisilbigen Namen an der Kraftfutterstation über Lautsprecher vorgespielt. Die sechs Fleckvieh-Färsen der Versuchsgruppe im Alter zwischen zwei und drei Jahren lernten zunächst ihren Namen mit einer Belohnungs-Futtergabe an der Futterstation zu verknüpfen. Danach wurden die Namen maximal dreimal gerufen. Erst dann bekamen Marion, Hermine, Franziska, Leonor, Stefanie und Annabell eine Kraftfuttergabe. Sie sollten ausschließlich auf den Ruf ihres eigenen Namens reagieren. Völlig fremde Namen, die keinem Tier aus der Gruppe zugeordnet waren, sollten die Färsen ignorieren und die Kraftfutterstation nicht aufsuchen. Die letzte Testphase prüfte nach vierwöchiger Pause das Erinnerungsvermögen der Färsen.

Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Lernerfolg der Tiere stieg im Laufe der Untersuchungen stetig an und betrug beim Erinnerungstest vier Wochen später 93 Prozent. Die Studie zeigt, dass Rinder in der Lage sind, ein individuelles akustisches Signal mit einer  Belohnungsration an der Kraftfutterstation zu verknüpfen. Sie erinnern sich auch nach einer mehrwöchigen Pause daran.

Akustische Signale zum „Rufen“ der Tiere könnten künftig beispielsweise zur Optimierung des Kuhverkehrs oder zur Verringerung von Auseinandersetzungen zwischen den Tieren vor Kraftfutterstationen oder automatischen Melksystemen eingesetzt werden.
Claudia Wester (aid)