Es gilt das gesprochene Wort!
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich danke ihnen, Herr Lucius, für die Einladung zu dieser Konferenz, und ich
freue mich, zu Ihren Diskussionen einige Gedanken aus der Sicht eines
europäischen Energieunternehmens mit Sitz in Deutschland beizusteuern.
„Mit Sitz in Deutschland“ ist bei unserem heutigen Thema mehr als eine
geographische Spezifikation, denn Deutschland ist so etwas wie das
„energiepolitische Labor“ Europas geworden. In diesem Labor werden in
einem breiten Ansatz konkrete Schritte in eine post-fossile
Energieversorgung gewagt – ein Ziel, dass sich auch die EU insgesamt mit
der Energy Road Map 2050 auf die Fahne geschrieben hat. Als
Energieunternehmen kann man in Deutschland Erfahrungen sammeln, wie
derzeit wohl nirgends sonst in der Welt – manches läuft gut, anderes noch
nicht, wichtig ist, aus beidem zu lernen.
Der Kunde – ein vielfach unterschätzter Aspekt der Energiewende
Die Debatte über die Energiewende in Deutschland konzentriert sich sehr auf
das, was man die „Makroebene“ nennen könnte, also auf Fragen wie:
Welche Rahmenbedingungen brauchen die erneuerbaren Energien? Wie viel
fossil befeuerte Kraftwerke brauchen wir als Back-up und wie können sie
wirtschaftlich betrieben werden? Wie kann die Stabilität des Gesamtsystems
gesichert werden? Wie kommen wir beim Netzausbau voran? So wichtig und
drängend diese Fragen zweifellos sind – so begrenzt ist die hier
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eingenommene Perspektive. Denn diese Debatte ist mit einem Wort gesagt
„erzeugungslastig“ – in einem traditionellen Verständnis von Erzeugung.
Die „Mikroebene“, also der Kunde und seine neuen Möglichkeiten, werden
noch nicht ausreichend in den Blick genommen. Es gibt hierzu zwar eine
unübersehbare Vielfalt an einzelnen Ideen, Konzepten und Projekten – aber
das meiste davon bleibt punktuell und technologisch. In Politik und
Unternehmen gibt es bislang wenig übergreifende und umsetzungsorientierte
Ansätze. Diese Konferenz beschäftigt sich also mit einem bislang noch
unterschätzten Thema – und das kann man nur begrüßen.
Warum wird dieses Thema noch unterschätzt? Ein wesentlicher Grund dürfte
sein, dass viele das, was unter den Begriff „smart energy“ zusammengefasst
wird, für ferne Zukunftsmusik halten. Das ist nicht falsch, denn wir sind hier
teilweise wirklich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Aber es hat
seine Risiken, in einer Zeit immer schnelleren technologischen Wandels zu
glauben, man habe noch viel Zeit, sich auf neue Möglichkeiten einzustellen.
Das Internet – Thema und drei Variationen für die Energiewirtschaft
Denken Sie an das Internet! Der Vergleich mit dem Internet liegt durchaus
nahe, weil ein künftiges System vieler dezentraler Energielösungen, die über
ein Smart Grid miteinander kommunizieren, sich vermutlich internet-ähnlich
organisieren wird. Ich sehe hier drei Aspekte, die auch für die künftige
Entwicklung der Energieversorgung bedeutsam sind:
Erstens: Als Anfang der 90er Jahre die kommerzielle Phase des Internets
begann, liefen schätzungsweise lediglich 1 % der Informationsflüsse in den
weltweiten Telekommunikationsnetzen über das Internet. 7 Jahre später
bereits über 50% und weitere 7 Jahre später rund 97 %. Eine derart
dynamische Entwicklung sollte uns zu denken geben, wenn wir über die
Energieversorgung in 2020 sprechen. Der Vergleich mit dem Internet erlaubt
natürlich keine verlässlichen Prognosen für energiewirtschaftliche
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Innovationen, sollte uns aber davon abhalten, heutige Trends einfach in die
Zukunft zu verlängern. Es kann alles viel schneller gehen!
Mein zweiter Punkt: Es galt lange als unmöglich, dass ein System wie das
Internet als Graswurzelprozess entstehen und funktionieren kann. Muss es
ohne zentrale Steuerung nicht in Anarchie enden? Keineswegs, wie man
sieht! Es funktioniert vielmehr in einer Verbindung von zentralen
Komponenten – den großen Servern -, standardisierten Prozessen und einer
Unzahl dezentraler Nutzer. Und das werden auch wesentliche Elemente
einer dezentral geprägten Energieversorgung sein.
Und schließlich drittens: Das Internet ist ein gutes Beispiel für eine
disruptive Technologie, also für einen Game-Changer, der einen Markt völlig
verändert. Hinterher fragen sich alle, wie man vorher eigentlich ohne diese
Technologie auskommen konnte.
Disruptive Technologien sind nichts Neues, auch wenn es die
Vorstellungskraft der meisten Menschen überfordert, sich etwas anderes als
die kontinuierliche Verbesserung des Bestehenden vorzustellen. Henry Ford
sagte einmal, wenn er die Leute gefragt hätte, was sie sich wünschten, wäre
die Antwort gewesen: schnellere Pferde. Seine Antwort war bekanntlich eine
andere, eine unternehmerische: Autos in Massenproduktion. Das hat die
Zeitgenossen überrascht. Ähnliche Überraschungen haben wir auch bei
Energietechnologien erlebt und werden noch weitere erleben.
Bei E.ON gehen wir davon aus, dass schon bis 2020 – also in 8 Jahren – 30
bis 40% der neu installierten Erzeugungskapazität auf dezentrale
Technologien entfallen werden. Dies wird den Energiemarkt grundlegend
verändern und die traditionellen Geschäftsmodelle der Energieversorger
herausfordern. Welche Konsequenzen zieht E.ON aus dieser Analyse?
E.ON’s steps into a smart word
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Meine Damen und Herren,
die Schritte, die E.ON in eine smarte Energiezukunft unternimmt, folgen zwei
Zielrichtungen:
Erstens erproben wir neue, dezentrale Energielösungen in der Praxis. Wir
wollen genau verstehen, was die Technologien in der Praxis können und was
die Kunden wollen. Beides muss zusammen kommen, um tragfähige
Geschäftsmodelle zu ergeben.
Zweitens wollen wir diese dezentralen Lösungen energiewirtschaftlich
vernetzen und für die Optimierung des Gesamtsystems nutzen. Hier sehen
wir die für uns unternehmerisch interessante Chance, die besonderen
Möglichkeiten eines großen Energieunternehmens einzubringen.
Und dabei gilt immer der Grundsatz: Auf den Kundennutzen kommt es an!
Vor diesem Hintergrund halten wir vier Themen für besonders interessant:
Smart Home, Elektro-Mobilität, Mikro-KWK und Smart Grids. Lassen Sie
mich Ihnen einen Überblick geben, wie weit wir hier sind, und was wir
vorhaben.
1. Smart Home
Zunächst zu Smart Home. Wir sehen in der gesamten Bandbreite der Smart
Home Technologien und Dienstleistungen ein vielversprechendes
Geschäftsfeld der Zukunft. Um aus der Vielzahl der Optionen, die sich hier
bieten, intelligente Produkte zu entwickeln, haben wir eine Reihe von
Modellprojekten gestartet, von denen ich Ihnen zwei gerne vorstellen
möchte.
a) Smart Home-Modellprojekt in Stuhr und Wehye
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Ein bundesweit einzigartiges Modellprojekt von E.ON ist das „e-Home-
Energieprojekt 2020“ im niedersächsischen Stuhr und Wehye. Hier
erforschen wir, wie in Zukunft eine sichere Stromversorgung mit intelligenter
Vernetzung und Steuerung arbeiten kann. In diesen beiden Gemeinden
südwestlich von Bremen wird derzeit ein Zukunftslabor der
Energieversorgung eingerichtet. Dabei unterziehen Experten 40
Einfamilienhäuser einem umfangreichen Energie-Check, bei dem
Gebäudehülle und Anlagentechnik auf dem Prüfstand stehen und realistische
Stromsparkonzepte entwickelt werden. Wir unterstützen außerdem die
Hauseigentümer beispielsweise bei der Anschaffung von
Photovoltaikanlagen und Klimatechnik – oder auch eines Elektroautos.
In jedes der 40 Häuser haben unsere Techniker einen Smart Meter
eingebaut. Er misst, wann und wie viel Energie verbraucht wurde, und
speichert diese Daten. Der Smart Meter leitet die Informationen regelmäßig
selbständig zum Energieverteilnetz. Der Kunde kann über ein Online-Portal
mit persönlichen Zugangsdaten jederzeit seine Verbrauchsdaten im
Zeitverlauf ablesen. Das erleichtert ihm, seinen Verbrauch zu analysieren
und weitere Energiesparpotenziale zu identifizieren. Der Smart Meter zeigt
zudem die Menge der selbst produzierten und der ins Netz gespeisten
Energie.
Das technische Herzstück des Modellprojekts bilden die Prototypen
regelbarer Ortsnetztransformatoren, die im Ortsnetz installiert wurden. Der
Trafo wird benötigt, um die ansteigende Spannung, die sich bei einer hohen
Einspeisung erneuerbarer Energien einstellt, zu beherrschen. Während eines
Zeitraumes von drei Jahren werden wir fundierte Praxiserfahrungen in einer
Versorgungs- und Netzsituation sammeln, wie sie voraussichtlich in den
nächsten zehn Jahren immer mehr zur Realität wird.
b) E.ON Smart Home in Planegg
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Um Smart Home Technologien und deren Zusammenspiel nicht nur zu
erproben, sondern auch für unsere Kunden erlebbar zu machen, haben wir
das „Haus der Zukunft“ im bayerischen Planegg eingerichtet. Es ist neben
der Smart Home Technik mit weiteren innovativen Anwendungen wie einer
E.ON Solar Anlage und einer stromerzeugenden Heizung ausgestattet und
vermittelt, wie unsere Kunden bereits heute mit den E.ON Angeboten und
Services ökologischer und komfortabler wohnen können. Zurzeit testen wir
hier verschiedene Systeme gemeinsam mit unseren Partnern Telekom,
Telefunken und Greenwave. Unterschiedliche Szenarien wie automatische
Licht- oder Heizungssteuerung sind programmiert und bilden ein real
vernetztes Haus ab. Wir entwickeln auch eigene Applikationen zur
Heimvernetzung sowie zur Optimierung bestehender Energiesysteme wie
beispielsweise Photovoltaikmodule.
2. Elektro-Mobilität
Mit dem Thema Elektromobilität beschäftigen wir uns inzwischen in 9
Ländern intensiv und bieten seit gut einem Jahr Komplettangebote für den
Einstieg an – von der Ladestation inklusive Installation über Grünstrom bis
zum Leasing des Elektro-Autos: Alles, damit der Kunde sofort losfahren
kann. Unser Angebot ist gerade für Flottenbetreiber interessant, die nicht nur
die Fahrzeuge brauchen, sondern auch jemanden, der Ihnen die
Ladeinfrastruktur installiert und in das Energiemanagement ihres Standorts
einpasst.
Das Elektro-Fahrzeug kann auch einen markanten Beitrag zur Speicherung
von Strom leisten. Wir haben bereits erprobt, wie man die Fahrzeugbatterie
dazu einsetzen kann, um in Zeiten des Überangebots z.B. von Solarenergie
besonders günstig zu laden, und in Zeiten des Unterangebots im Markt
wieder aus der Batterie ins Netz zurück zu speisen. Die Einbindung der
Fahrzeugbatterie als Stromzwischenspeicher optimiert nicht nur die Kosten
für den Verbraucher, ein gesteuerter Ladevorgang verlängert durch die
Vergleichmäßigung der Ladung auch die Lebensdauer der Batterie.
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Noch ein bisschen weiter in die Zukunft geschaut, planen wir, die
Speicherleistungen der Fahrzeugbatterien zu bündeln und im
Reserveenergiemarkt zum Ausgleich kurzfristiger Schwankungen zu
vermarkten. Eine Faustregel: Wenn von 1 Mio. Elektro-Fahrzeugen immer
jedes zweite Fahrzeug am Netz verfügbar ist, entspricht dies einer
Regelenergie, wie sie von drei bis vier Gaskraftwerken bereitgestellt würde
(rund 1300 MW). Diese Leistung steht in Bruchteilen von Sekunden zur
Verfügung. Diese schnelle Regelenergie ist vor dem Hintergrund stark
schwankender Energieproduktion aus Wind oder Sonnenenergie von
besonderer Relevanz.
3. Mikro-KWK
Ein weiteres Feld, auf dem wir uns engagieren, ist die Kraft-Wärme-Kopplung
in Kleinanlagen. Mikro-KWK-Geräte beheizen das Haus und produzieren
gleichzeitig Strom. Das ist ökologisch vorteilhaft und führt zu einer äußerst
effizienten Ausnutzung des eingesetzten Brennstoffes. In der Gesamtbilanz
schneiden Mikro-KWK-Anlagen besser ab als die herkömmliche getrennte
Erzeugung von Strom im Kraftwerk und Wärme im eigenen Heizkessel.
Dadurch können Primärenergie eingespart und der CO2-Ausstoß reduziert
werden.
Ein beträchtlicher Teil des selbst erzeugten Stroms wird direkt im Haushalt
genutzt und muss nicht aus dem öffentlichen Netz bezogen werden.
Abhängig von der Betriebsdauer können so 50 bis 70 Prozent des eigenen
Strombedarfs gedeckt werden. Der überschüssige Strom wird ins Netz
eingespeist und entsprechend vergütet. Wird an kalten Wintertagen
besonders viel Wärme benötigt, schaltet sich ein Spitzenlast-Brenner zu.
Dieser ist entweder in das Mikro-KWK Heizgerät integriert, oder wird als
separates Heizgerät mit diesem gekoppelt.
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Die Technik hat ihre Marktreife erreicht und kann zur energetischen
Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern genutzt werden. Wir haben ein
Programm aufgelegt, mit dem wir interessierte Kunden bei der Anschaffung
von Mikro-KWK-Anlagen unterstützen. Auf der Grundlage der Erfahrungen,
die wir hier sammeln, entwickeln wir Dienstleistungen für das
Energiemanagement der Kunden und für die Integration der Anlagen in das
Gesamtsystem der Energieversorgung.
4. Smart Grids
Dafür – auch dafür – sind Smart Grids erforderlich. Sie sind die Basis für den
Paradigmenwechsel in der Energieversorgung. Die Höchst- und
Hochspannungsnetze sind heute schon intelligent und vergleichbar mit
mehrspurigen Autobahnen, die über ein Verkehrsleitsystem verfügen. Es
sind aber nur 3 Prozent der installierten Erzeugungskapazität aus
Erneuerbaren in Deutschland an diese Netze angeschlossen. Die anderen
97 Prozent speisen in die Verteilnetze ein. Deshalb geht es jetzt darum, auch
die Verteilnetze als Schnittstelle zu dezentralen Erzeugungseinheiten und
den Kunden umzubauen. Bislang waren die Verteilnetze in erster Linie
darauf ausgelegt, Strom zum Kunden bringen. Diese Einbahnstraßen
müssen erweitert und mit Ampeln ausgerüstet werden, damit in beide
Richtungen Lastflüsse möglich werden. Nur so kann der Stau im Verteilnetz
aufgelöst werden.
Der Einsatz intelligenter Technologie ermöglicht es, die Verteilnetze
kontinuierlich und automatisiert zu überwachen und zu steuern. Dadurch
erhalten Netzbetreiber eine viel bessere Übersicht über den Zustand ihres
Netzes, um zum Beispiel die schwankende Ein- und Ausspeisung der
Erneuerbare Energien zu beherrschen. Dies ist vor allem für unsere
deutschen Regionalversorger wichtig, die bereits Anteile von bis zu 50% an
erneuerbarer Energie im Absatz an Letztverbraucher erreichen.
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Durch neue – intelligente – Funktionalitäten werden Netze zukünftig die
zentrale Plattform für alle Energieanwendungen und fördern ein neues
Zusammenspiel von Netz, Verbraucher und Kunde. Dabei sind Smart Meter
ein wesentlicher Baustein, mit denen eine aktive Einbindung des Kunden als
Prosumer – also in der Doppelrolle des Verbrauchers und Erzeugers –
möglich wird.
Die E.ON-Netzbetreiber investieren jährlich Hunderte von Millionen Euro in
den Ausbau und die informationstechnische Aufrüstung der Netze. Die
notwenige Modernisierung der Netze verlangt allerdings auch eine
entsprechende Modernisierung der Regulierung. Noch konzentriert sich die
Regulierung – die in Deutschland durch die Bundesnetzagentur erfolgt –
einseitig auf Kostensenkung und gibt Investitionen in die Netzmodernisierung
und innovativen Lösungen zu wenig wirtschaftlichen Spielraum.
Auch ein anderes Hemmnis, das in Deutschland den Aufbau von Smart Grids
erschwert, soll nicht verschwiegen werden: die zunehmende Zersplitterung
der Verteilnetze durch kleinteilige Rekommunalisierung. Der Aufbau
intelligenter Netze ist in großen, zusammenhängenden Netzgebieten deutlich
einfacher und vor allem kostengünstiger möglich. Hier ist mehr
wirtschaftliches Augenmaß nötig – und auf allen Seiten auch mehr
Bereitschaft zu neuen Kooperationslösungen.
Die große Aufgabe, die Infrastruktur für die Energiewende bereitzustellen,
wird nur mithilfe der technologischen Expertise, der energiewirtschaftlichen
Erfahrung und der Finanzkraft großer Energieunternehmen gelingen können.
Und das gilt nicht nur für die Modernisierung der Netze: Die Energiewende
braucht das intelligente Zusammenspiel von Unternehmen aller Art und
Größe, von den Stadtwerken über die Regionalversorger bis hin zu den
international agierenden Energiekonzernen wie E.ON. Als großes
Unternehmen haben wir vor allem dort Vorteile, wo es um die Bündelung und
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Optimierung dezentraler Energiekonzepte und deren Einbindung in das
Gesamtsystem geht.
E.ON Connecting Energies
Dafür haben wir im Juli eine eigene Geschäftseinheit gegründet: E.ON
Connecting Energies. Wir haben in dieser neuen Einheit einige Fachleute
aus den Bereichen dezentrale Energielösungen, Energieberatung,
Energieeffizienz und Erneuerbare Energien zusammengezogen, die sich vor
allem auf das Geschäft mit deutschen und internationalen Kunden
konzentrieren, die über mehrere Standorte mit hohem Energieverbrauch
verfügen und daher hohe Einsparungen durch intelligent angepasste
Energielösungen erreichen können.
Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Mit einem großen, international
operierenden Unternehmen sprechen wir derzeit darüber, an verschiedenen
Standorten gasbetriebene Blockheizkraftwerke zu errichten. Die Anlagen
werden je nach Bedarf zum Heizen oder Kühlen eingesetzt, der dabei
zugleich erzeugte Strom wird selbst genutzt oder in das Netz eingespeist.
Wir planen, finanzieren, bauen und warten diese Anlagen und vermarkten
den dort erzeugten Strom. Insgesamt senken wir die Energiekosten dieser
Standorte um bis zu 10 Prozent und verringern zugleich die CO2-Emissionen
durch den Einsatz von klimafreundlichem Erdgas um bis zu 20 Prozent. In
einem nächsten Schritt können die dezentralen Kraftwerke zusätzlich mit
Solarenergie kombiniert sowie mit Bioerdgas betrieben werden.
An diesem Beispiel wird sehr deutlich, was ich bereits betont habe: Auf den
Kundennutzen kommt es an! Ohne Kundennutzen wird es auch keinen
Systemnutzen geben. Dies gilt für das gesamte Geschäft mit dezentralen
Energielösungen. Daher müssen wir bereits heute für den Kunden attraktive
Angebote entwickeln, die ihn von unserer Leistungsfähigkeit als Haus-,
Energie- und Systemmanager überzeugen. Entscheidend wird sein, dass er
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einen Nutzen hat und alles aus einer Hand erfolgt. Mit unseren integrierten
Angeboten sind wir auf dem Weg, ihn dafür zu gewinnen.
Schluss
Meine Damen und Herren,
der Umbau einer fossilen zu einer vorwiegend regenerativen
Energieversorgung geht einher mit einem Übergang von zentralen auf
dezentrale Strukturen. Das geschieht nicht über Nacht, aber doch so schnell,
dass jedes Energieunternehmen sich schon heute darauf einstellen muss.
Und das ist weit mehr als ein technologischer Wandel. Vielmehr werden die
bisherigen Geschäftsmodelle und die traditionellen Beziehungen zum
Kunden grundlegend in Frage gestellt. Jedes Energieunternehmen wird
darauf seine eigene Antwort geben. Die eine, alles umfassende Antwort gibt
es nicht.
Die Antwort von E.ON mit ihren Elementen Smart Home, Elektro-Mobilität,
Mikro-KWK und Smart Grids sowie der Gründung von E.ON Connecting
Energies habe ich Ihnen erläutert.
Warum sind wir überzeugt davon, dass wir als großes Energieunternehmen
auch in einer dezentralen Energiezukunft erfolgreich sein können?
Lassen Sie mich, um diese Frage zu beantworten, noch einmal den
Vergleich mit dem Internet heranziehen. Bei beiden Systemen, dem Internet
und ebenso bei einer internet-ähnlichen Verknüpfung vieler dezentraler
Energielösungen, geht es um große Datenmengen. Und wo es um große
Datenmengen geht, droht eine Gefahr: die Verwechslung von Informationen
mit Wissen. Jeder, der im Internet zu einem Thema recherchiert, wird von
einer Unmenge an Informationen erschlagen, wenn er nicht über die
Urteilsfähigkeit verfügt, die entscheidenden Zusammenhänge zu erkennen
und zu bewerten. Und so werden auch dezentrale Energiestrukturen
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zunächst zu einer enormen Komplexität führen. Als große
Energieunternehmen, die seit Jahrzehnten im Geschäft sind und über ein
breit aufgestelltes Know-how verfügen, können wir mit Komplexität umgehen.
Dies ist für mich der am Ende ausschlaggebende Grund, warum ich die
Zukunft von E.ON auch in einem immer mehr dezentral geprägten Markt
optimistisch sehe.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!